Sport-Informations-Dienst (SID)

„Beste Kür“ in Boston und Hoffnung für Olympia: Eislaufpaar Hase/Volodin bejubelt Silber-Coup

März 2025

Berlin/Boston (SID) Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin haben mit Silber die erhoffte Medaille bei der Eiskunstlauf-WM in Boston gewonnen. Für einen Moment träumt das deutsche Vorzeigeduo von Gold.

Nach der WM-Kür ihres Lebens ließ sich Minerva-Fabienne Hase rücklings auf das Eis fallen, Paarlauf-Silber als Lohn für die Gala an der Seite von Nikita Volodin nahm die deutsche Eiskunstläuferin auf dem Podium strahlend in Empfang. „Das war unsere beste Kür der Saison – von den Emotionen, den Elementen. Es war auf den Punkt gut“, sagte Hase.

Mit 219,08 Punkten stellten die Europameister und Grand-Prix-Sieger aus Berlin eine persönliche Saisonbestleistung auf. Auch ihr WM-Ergebnis aus dem Vorjahr, als sie Bronze gewonnen hatten, verbesserten sie. Dass Hase/Volodin in rund zehn Monaten als Vize-Weltmeister und nicht als amtierende Weltmeister zu den Olympischen Spielen nach Mailand und Cortina d’Ampezzo reisen, verhinderten Riku Miura/Ryuichi Kihara

Quelle: Maddie Meyer / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Die Japaner (219,79) schoben sich als letztes Paar des Abends noch hauchdünn am deutschen Vorzeigeduo vorbei. Für Miura/Kihara ist es der zweite WM-Titel nach 2023. „Schade, dass es so knapp war. Aber wir können uns nichts vorwerfen, wir haben einhundert Prozent gegeben“, sagte Hase. Bronze ging an die Vize-Europameister Sara Conti/Niccolo Maccii aus Italien (210,47). Das letzte deutsche WM-Gold liegt sieben Jahre zurück. 2018 hatten Aljona Savchenko/Bruno Massot triumphiert.

Savchenko nannte die Kür von Hase/Volodin „ein Masterpiece. Die beiden haben gezeigt, dass sie stark sind, auch nervenstark und somit bereit sind, nächstes Jahr um Gold zu kämpfen“, sagte die Pyeongchang-Olympiasiegerin bei RTL/ntv. Savchenko sah eine „großartige Leistung“ und kann dem hauchdünn verpassten WM-Titel mit Blick auf die Winterspiele im kommenden Jahr sogar etwas Positives abgewinnen. „Sie wissen nun: ´Okay, wir müssen noch einen Schritt weitergehen, damit wir das schaffen.`“

Das zweite deutsche Paar Annika Hocke/Robert Kunkel blieb nach dem verpatzten Kurzprogramm auch in der Kür nicht fehlerfrei und kam mit 167,72 Punkten nicht über den 18. Rang hinaus. „Ich habe mich schrecklich gefühlt nach dem Kurzprogramm. Ich musste mich wirklich zusammenreißen für die Kür“, sagte Hocke: „Es war ein guter Kampf.

Hase/Volodin hatten am Vortag mit einem gelungenen Kurzprogramm den Grundstein für ihren Erfolg gelegt. Als Drittplatzierte in der letzten Gruppe des Abends ging das Duo in das Rennen um die Medaillen – und bestätigte dort seinen festen Platz in der Weltspitze. 

Hase/Volodin lieferten zu Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ eine anspruchsvolle, technisch saubere und nahezu fehlerfreie Leistung. Einzig bei der letzten Hebung leisteten sie sich einen kleinen Wackler. Am Ende einer starken Kür lag die 25-jährige Hase auf der Mitte der Eisfläche des Bostoner TD Garden, für einen Augenblick war sie im Scheinwerferlicht und unter tosendem Applaus ganz bei sich.

„Ich hatte intuitiv das Gefühl, dass ich mich da hinschmeißen muss, um einfach kurz den Moment zu genießen, die Stimmung in mir aufzunehmen und alles auf mich wirken zu lassen“, sagte Hase. Die beste Kür der Abends (145,49) schob die Berliner dicht an Gold. Den Rückstand aus dem Kurzprogramm holten Hase/Volodin aber nicht ganz auf.

Zufriedenheit herrschte auch bei der Deutschen Eislauf-Union (DEU), die trotz des Patzers von Hocke/Kunkel mit zwei Olympia-Quotenplätzen plant. „Wir sind sehr, sehr glücklich und stolz. Sie haben auf den Punkt abgeliefert. Letztes Jahr Bronze, dieses Silber – das lässt sehr positiv in die Zukunft blicken“, sagte Sportdirektorin Claudia Pfeifer dem SID.

Das große Ziel Olympia ist am Horizont bereits erkennbar und weniger als ein Jahr entfernt. Die größte Hürde für einen gemeinsamen Erfolg in Italien muss Volodin allerdings abseits der Eisfläche meistern. 

Der für Deutschland startende Russe benötigt einen deutschen Pass. Voraussetzung hierfür ist wiederum unter anderem ein Deutschtest. „Das steht an. Nach der Saison nimmt Nikita das in Angriff. Ein konkreter Termin steht noch nicht fest. Es ist geplant, dass im Sommer die ersten Ergebnisse da sind“, sagte Pfeifer.