Sport-Informations-Dienst (SID)

Anna Elendt und Lukas Märtens: Auf ganz anderen Wegen zu Gold

Juli 2025

Singapur (SID) Lukas Märtens ist in seiner Heimatstadt zum Olympiasieger und Weltmeister geworden, Anna Elendt wanderte nach Amerika aus.

Anna Elendt redete nicht lange drumherum. „Das hat so wehgetan“, sagte die Weltmeisterin und lachte. Zwei Tage nach ihrem sensationellen Goldcoup spürte sie die Folgen: zu wenig Schlaf, zu viel Trubel. Lukas Märtens war unmittelbar vor ihr nach seiner zweiten WM-Medaille in Singapur sogar im Vorlauf in seiner Nostalgie-Disziplin gescheitert. Die deutschen Schwimmhelden waren müde.

„Mit der Zeit kommt man normalerweise ins Halbfinale, es war sehr schnell heute morgen“, wunderte sich der Weltmeister und Olympiasieger, nachdem er auf seinen geliebten 200 m Rücken nur auf Rang 20 gelandet war. Seine Nebenstrecke liegt ihm besonders „am Herzen“, weil er „damals vom Rückenschwimmen kam“.

Quelle: AFP

Absolute Weltspitze ist der 23-Jährige auf 400 m Freistil, auf denen er alles gewonnen hat, und auf der doppelten Distanz als WM-Dritter hinter dem Tunesier Ahmed Jaouadi und seinem Teamkollegen Sven Schwarz. Der Europarekordler holt Silber.

Obwohl er sich nicht zu den Medaillenkandidaten zählte, hätte er gerne auch sein drittes Einzelfinale erreicht – so wie bei den Sommerspielen in Paris. Enttäuscht sei er aber nicht, behauptete der Magdeburger: „Ich habe zwei Medaillen, also nein.“

Anna Elendt hat erst eine, aber wahrscheinlich die bislang überraschendste der WM. Die Wahl-Amerikanerin erreichte über 200 m Brust am Donnerstag immerhin als Zehnte das Halbfinale – trotz aller Müdigkeit. „Ein paar Stunden mehr wären super gewesen, vielleicht noch einmal schlafen“, meinte sie 40 Stunden nach ihrem Triumph über 100 m, „aber andere Leute machen es ja auch.“

Quelle: AFP

Die Frankfurterin, die in Texas lebt und trainiert, ist quasi der Gegenentwurf zu Märtens. Hier der ruhige, sachliche Magdeburger, der in seiner Heimatstadt tief verwurzelt und in der Gruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn mit Tokio-Olympiasieger Florian Wellbrock und seiner früheren Lebensgefährtin Isabel Gose im wahrsten Sinne des Wortes zu Hause ist. Da die emotionale, manchmal chaotische Elendt, die schon mit 18 Jahren das Abenteuer in Amerika suchte. Und inzwischen einen Universitätsabschluss in der Tasche hat, mit hörbarem Akzent Deutsch spricht und nach Plänen des Schwimmgurus Bob Bowman, der einst Michael Phelps und heute den neuen französischen Superstar Leon Marchand, formte, trainiert.

Die Deutschen findet sie mittlerweile „ein bisschen steif“, auch wenn sie „im Herzen immer deutsch bleiben“ werde. Aber: „In Amerika habe ich mich deutlich weiter entwickelt, dafür bin ich sehr dankbar.“ Zumindest bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 will die 23-Jährige („Ich habe die Green Card“) in Austin/Texas bleiben, weiter an ihrer ehemaligen Uni mit Stars aus den USA und dem Ausland trainieren. „Fast alle haben eine olympische Medaille, das ist ein unglaublicher Ansporn. Ich weiß nicht, wo ich das in Deutschland finden würde.“

Quelle: AFP

Nur in Magdeburg. Allerdings nicht als Brustschwimmerin. Denn Berkhahn hat neben den besten deutschen auch hochkarätige internationale Langstreckler und Freiwasserschwimmer versammelt. Die Doppel-Weltmeisterin Moesha Johnson aus Australien trainiert ebenso bei ihm wie zuvor schon die zweimalige Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal aus den Niederlanden. Mit Wellbrock, Märtens, Gose, dem Freiwasser-Olympiazweiten Oliver Klemet und zuvor Sarah Wellbrock (geb. Köhler) hat Magdeburg für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) zweimal olympisches Gold, 15 WM- und drei EM-Titel produziert, insgesamt 45 Medaillen – seit 2018.

Diese Ausbeute ist umso beeindruckender, wenn man die finanziellen Voraussetzungen mit denen in den USA vergleicht. „Hier profitieren alle vom Football, weil der den anderen Sportarten wie Schwimmen und Leichtathletik unheimlich viel Geld bringt“, sagt Elendt. In Magdeburg hangeln sich wie in anderen deutschen Standorten die Trainer in Zeiten gekürzter öffentlicher Mittel von Vertrag zu Vertrag.