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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Baunatal (SID) Tony Martin zuckte mit den Schultern. „Irgendwann“, sagte der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister, „irgendwann kommt die Ratlosigkeit, was man eigentlich noch machen kann.“ Die 101. Tour de France (5. bis 27. Juli) steht vor der Tür, und die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender übertragen wie gehabt nicht. Die Protagonisten des deutschen Radsports kämpfen beständig um eine neue Chance – doch bislang wird sie ihnen nicht gewährt.

Dass die deutschen Straßenradmeisterschaften in Baunatal End Juni live im Hessischen Rundfunk zu sehen waren, wertete Klassikerspezialist John Degenkolb als positives Signal, auch wenn der Start deshalb schon um neun Uhr morgens erfolgte. „Ich bin sehr dankbar und nehme dafür auch das frühe Aufstehen um sechs Uhr in Kauf“, sagte der Paris-Roubaix-Zweite dieses Jahres.

Dennoch müssen Martin, Degenkolb, Marcel Kittel & Co. weiter auf den entscheidenden Durchbruch warten, ihre Siege und die konsequente Anti-Doping-Haltung haben die hartnäckigen Vorbehalte noch nicht verdrängt. Die dopingverseuchte Vergangenheit „hängt uns noch in den Kleidern“, sagt Verbandspräsident Rudolf Scharping, er findet aber auch: „Die Zeit der Strafe und Buße sollte allmählich zu Ende gehen.“

Die Entwicklung ist unterm Strich auch gar nicht so bescheiden, wie der 29-jährige Martin es empfindet. Immerhin hatte der viermalige Tour-Etappensieger Kittel eine Unterredung mit den Sportchefs der ARD. „Es war ein gutes Gespräch, ich hatte ein gutes Gefühl“, sagte der 26-Jährige, und sein Giant-Teamkollege Degenkolb ergänzte: „Man darf keine Wunderdinge von einem Jahr aufs andere erwarten, man muss Geduld haben. Wir bewegen uns nach vorn, aber nicht so, wie wir vor Jahren die Schritte nach hinten gegangen sind.“

An ihrer Linie werden die besten deutschen Radprofis dennoch festhalten, sich nicht entmutigen lassen. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu sagen, was wir denken, und einfach weiter Rennen zu gewinnen. Das sind die stärksten Argumente“, sagte Kittel. Und sie könnten irgendwann auch dazu führen, dass wieder ein großes deutsches Unternehmen bereit ist, in eine erstklassige Profimannschaft zu investieren.

Zwar steht mit dem Team NetApp-Endura erstmals seit 2010 wieder eine deutsche Equipe am Start der Frankreich-Rundfahrt, doch fehlen einheimische Spitzenfahrer. „Es ist ein internationales Team mit einer Lizenz in Deutschland“, sagte Scharping relativierend. Die Gesamtsituation sei nach seiner Ansicht noch nicht in einem Stadium, das einen Millionen-Investor überzeuge würde. Immerhin, ergänzte der BDR-Präsident, seien Gespräche im Gange. Die Berührungsängste lassen also anscheinend nach.

Zunächst bleibt das Klammern an das Prinzip Hoffnung – auf den Entscheidungswillen bei ARD und ZDF. Im September ist eine Erklärung zu erwarten. „Wir sind eine solide Sportart, die es verdient, gezeigt zu werden“, betonte Martin. Scharping sieht die Möglichkeit, „dass wir nächstes Jahr besser dastehen“. Bis dahin müssen sich Fans und Fahrer weiterhin mit den Tour-Übertragungen von Eurosport begnügen – die allerdings sind umfassend.