Barcelona (SID) Fliegende Körper vor einer grandiosen Kulisse, Tausende Schaulustige auf der Kaimauer und den Segelyachten: Die spektakuläre Flugshow der Klippenspringer hat die Lust auf mehr geweckt. Die Extremsportart soll fester Bestandteil der Schwimm-Weltmeisterschaften werden – und ist schon bei der EM im nächsten Jahr in Berlin willkommen.
„Ich befürworte es auf jeden Fall. Es ist attraktiv für die Zuschauer, nicht nur Zirkus, sondern eine sehr elegante Sportart, die neue Möglichkeiten eröffnet“, sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel dem Sport-Informations-Dienst (SID). Die Deutsche Anna Bader hatte beim WM-Debüt aus 20 Metern Bronze im Hafen von Barcelona gewonnen.
Eine Aufnahme in das EM-Programm vom 13. bis 24. August 2014 sei organisatorisch kein Problem. „Wir sind so flexibel, das umzusetzen“, sagte die DSV-Präsidentin, „auch einen passenden Ort wird man sicher finden.“ Einzige Unwägbarkeit sei die Finanzierung: „Es ergäben sich natürlich zusätzliche Kosten, da müsste man noch mal mit dem Senat reden.“ Bislang wurden die Europameisterschaften vom eigenständigen Verband WHDF in Ponte Brolla/Schweiz in sehr kleinem Kreis ausgetragen.
Bei den Klippenspringern reifen nach dem gelungenen WM-Debüt sogar olympische Träume. „Das wäre der Hammer“, sagte Bader: „Ich glaube, dass es nicht von heute auf morgen passieren wird. Aber es wäre ein Traum.“ Einen Tag nach Anna Bader hatte sich der Kolumbianer Orlando Duque aus 27 Metern den ersten offiziellen WM-Titel der Männer geholt.
Die Sprünge aus schwindelerregender Höhe von einem Stahlgerüst im Port Vell begeisterten nicht nur die Zuschauer, auch DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow ist ein Fan geworden. „Ich kann nur den Hut ziehen vor den Mädels und Männern, die da runterspringen“, sagte der Bundestrainer der Wasserspringer, der der Trendsportart zunächst skeptisch gegenübergestanden hatte.
„Es ist eine echte Bereicherung“, sagte er nach den Sprüngen der sechs Frauen aus 20 Metern: „Die Funsportarten sind auf dem Vormarsch. Die FINA ist gut beraten, wenn sie diesen Wettkampf weitermacht.“ Der Weltverband hatte Klippenspringen ins Programm aufgenommen, um ein neues Publikum anzusprechen. Der Plan ging auf: Die Fernsehbilder der Salti und Schrauben vor den pittoresken Segelyachten gehörten zu den spektakulärsten der WM, die Zuschauer hielten den Atem an, fieberten mit, genossen die Show.
Bei dem österreichischen Brausehersteller, der die Sportart mit seiner Weltserie seit einigen Jahren immer populärer macht, gibt es auch Bestrebungen hinsichtlich einer Olympia-Teilnahme. Vertreter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) machen sich in Barcelona ein Bild vom sogenannten High Diving. „Es wäre natürlich eine tolle Sache“, sagte Buschkow zu den Olympia-Bestrebungen.
Allerdings würden vermutlich die Wasserspringer unter der neuen Variante leiden – nicht nur, was die Attraktivität für die Fernsehsender und die Zuschauer vor Ort angeht. „Das IOC beschränkt uns ja immer mit den Teilnehmerzahlen“, erklärte Buschkow: „Vielleicht kann man zehn Starter mehr reinbringen. Oder man lässt aus dem Team heraus jemanden starten, das wäre eine Möglichkeit.“