Köln (SID) Hoch Annelie aus dem Südwesten, Tief Quintus mit heißer Sahara-Luft aus dem Süden: Die Hitze mit Temperaturen bis zu knapp 40 Grad Celsius hat auch Deutschland kräftig in die Zange genommen und kennt kein Pardon mit den Sportlern. Acht Stunden Ironman-Triathlon in Frankfurt, Moderner Fünfkampf über den ganzen Tag in der Hauptstadt oder Beachvolleyball-WM auf „heißen Sohlen“ – der Spaß hält sich bei den Beteiligten in Grenzen.
Triathlon-Weltmeister Sebastian Kienle hatte für die Hitzeschlacht ein klares Konzept: „Ich werde mehr trinken und keine Verpflegungsstelle auslassen.“ Angst vor der Tortur hatte der 30-Jährige aber keine: „Wir haben viele Rennen bei solchen Temperaturen absolviert.“
Dennoch gab Renndirektor Björn Steinmetz die Losung für das Feld aus: „Geht es etwas ruhiger an, der Sonntag wird kein Tag, um persönliche Bestzeiten aufzustellen.“ Kollektive Leistungsbremse statt gesundheitsgefährdende Rekordhatz. 14 Tonnen Eis und riesige Salzvorräte sollen die Gesundheit der Teilnehmer garantieren.
Joachim Mester, Leiter des trainingswissenschaftlichen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln, sagt zu den enormen Belastungen: „In großer Hitze leidet natürlich die Leistungsfähigkeit. Der Körper ist vorwiegend mit der Wärmeabgabe beschäftigt. Die Sportler müssen vor allem trinken, trinken, trinken.“
Viele haben sich offenbar an die extremen Ausschläge gewöhnt, sind leidensfähiger geworden. So wurde am 1. Juli in Wimbledon mit 35,7 Grad ein Hitzerekord aufgestellt. Die Insel ächzte unter der Wärme-Glocke, doch die Spieler blieben cool. Sie kühlten sich während der Seitenwechsel mit Eishandtüchern um die Schultern.
Maria Scharapowa wiegelte ab: „Diese Temperaturen habe ich zu Hause fast immer.“ Die Russin wohnt in Kalifornien, wo wegen Rekorddürre und Wassermangels der Notstand herrscht. Zudem würde bei den Australian Open schließlich sogar bei Temperaturen bis zu 45 Grad gespielt. Bereits einen Tag später gab es im Londoner Südwesten Entwarnung, der gewohnte Regen setzte ein und die Temperaturen fielen um rund zehn Grad.
Gelassen gab sich auch die ASO als Veranstalter der Tour de France vor dem Auftakt in Utrecht. „Die Fahrer sind die Hitze gewöhnt, jede Pyrenäen-Etappe ist so heiß“, sagte ein Offizieller dem SID kurz vor dem Tour-Start.
Bei der Beachvolleyball-WM in den Niederlanden wurde es den Sandwühlern mächtig heiß unter den Füßen, der Essener Kay Matysik sagte: „Heute war es eine gute Vorbereitung für Rio.“ Natürlich war die Hitze für die Modernen Fünfkämpfer bei der WM in Berlin „ein Problem“, so Bundestrainerin Kim Raisner, „aber das ist für alle gleich“.
Lediglich Gewitter hätten den Ablauf bei den Pentathleten stören können, denn dann dürften die Pferde nicht in den Parcours. Ansonsten gilt für sie, wie auch ihre Artgenossen bei der Derby-Woche der Galopper in Hamburg-Horn: Start frei.
Nicht aufhalten liessen werden sich die rund 35.000 Fans von Borussia Dortmund, die am Samstag zum Saisonauftakt erwartet wurden. Alle Kioske wurden verstärkt mit Getränken bestückt. Zudem gab es mobile Notfall-Wasserstationen. Auch bei Rekordmeister Bayern München reagierte man auf die äußeren Bedingungen. Das Vormittagstraining wurde laut Trainer Pep Guardiola früher, das am Nachmittag später durchgezogen.