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Dezember 2024

Landessportbünde

Am 10. Oktober 2015 hatte der Ausschuss Frauen und Sport zur zweiten Regionalversammlung mit dem Titel „Ehrenamt lehrt Leadership für’s Leben“ eingeladen. Anknüpfend an die erste Regionalversammlung im November 2014 war das Ziel, tiefer in den Bereich der persönlichen Kompetenzen und deren Anerkennung in Form von Qualifizierungen einzusteigen. Insgesamt waren 16 Frauen aus Vereinen, Fachverbänden und Sportkreisen zu der Veranstaltung gekommen, die diesmal in der Sportschule Schöneck stattfand.

Nach der Begrüßung der Teilnehmerinnen fasste Jutta Hannig, BSB-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Ausschusses, die Ergebnisse der ersten Regionalversammlung zusammen. Stichworte waren dabei das lebenslange Lernen (LLL) sowie der Erwerb von zukünftig vier gleichwertigen Kompetenzbereichen, aufgeteilt in „Wissen“, „Fertigkeiten“, „Sozialkompetenz“ und „Selbständigkeit“ sowie der Qualifikationsrahmen der Europäischen Union (EQF). Dabei ist es zukünftig nebensächlich, ob Kompetenzen in formalen, non-formalen oder informellen Kontexten erworben wurden, es zählt allein das Lernergebnis und die Qualität seiner Performanz.

Führung braucht Werte

Als Einstieg in die diesjährige Veranstaltung wählte Jutta Hannig das Thema „Die Basis von Führung – unsere Werte“. Die Führung eines sozialen Systems benötigt zunächst eine Festlegung auf Werte (innere Führungsgrößen), auf deren Grundlage Handlungsziele festgelegt werden könnten. Innerhalb der Sportsysteme sind dies beispielsweise Respekt, Fair Play, Toleranz, Gleichheit usw. Sich eigener Werte bewusst zu werden, bildet die Grundlage für eine gemeinsame Wertebasis in Vereinen oder Organisationen. Häufig findet man diese in Leitbildern beschrieben. Diese Wertebasis sollte der Ausgangspunkt für Führung sein.

Neuer Führungsstil: Leadership

Im zweiten Teil ihres Referates stellte sie die Entwicklung eines neuen Führungsstils vor, der unter dem Begriff „Leadership“ zusammengefasst wird. Hierarchischez machtorientierte Führungskulturen können sich in heutigen Zeiten immer weniger halten. Anhand der Unterscheidung in transaktionale Führung (ziel- und ergebnisorientiert) und transformative Führung (werte- und zielverändernd) wurde der Führungsstil des „Leadership“ eingeführt. Als Prinzipien gelten Vorbildhandeln, geistige Anregung, individuelle Behandlung von Mitarbeitern und inspirierende Motivation der „Leader“. Wesentliche Kompetenzbereiche für Führungskräfte sind hierbei Wissen, Fertigkeiten, Werte und Haltungen sowie Selbstkompetenz, Sozialkompetenz, Systemkompetenz.

In einer Workshop-Phase konnten die Teilnehmerinnen dann mittels eines Fragebogens ein eigenes Kompetenzprofil zum Thema „Führung“ erstellen, um dann in Zweier-Gruppen über die jeweilige Auswertung zu diskutieren. Hierbei galt es, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und in Netzwerkarbeit die Stärken zu teilen sowie durch das Netzwerk Neues zu lernen, um Schwächen auszugleichen.

Im dritten Teil des Vortrags ging es darum: „Wie weise ich meine Führungsqualitäten nach?“ Ein Führungsprofil kann durch unterschiedliche Tätigkeiten, Rollen, Qualitäten und Kompetenzen dargestellt werden und als modulare Qualifikationsbausteine in einem Lebensportfolio dokumentiert werden. Die non-formalen und informellen Kompetenzen werden in diesem Zusammenhang eine enorme Aufwertung erfahren.

In der nächsten Gruppenarbeitsphase wurde diskutiert, inwieweit im Sport Kompetenzen und Qualifizierungen für Führungsaufgaben erworben und dargestellt werden können. Wichtig für den Sport ist in diesem Zusammenhang die Zertifizierung von Lernergebnissen, den sogenannten „Learning Outcomes“, die zukünftig die neue Währungseinheit für Bildung in einer globalisierten Welt sein werden. Der Badische Sportbund als anerkannte Sportorganisation hat die Möglichkeit, offizielle Zertifizierungen zu vergeben.

„Qualipass“ für Frauen in Führungspositionen

In ihrem Schlussvortrag plädierte Jutta Hannig dafür, einen Rahmen zu schaffen, um über die Darstellung von Kompetenzen zu einem eigenen Qualifikationsprofil bzw. Qualipass“ für Frauen in Führungspositionen zu gelangen, das bzw. der sich in nationale und internationale Qualifikationsrahmen einordnen lässt. Welche Formate würden sich als Lernergebnisse dafür eignen? Das Internet ermöglicht es zukünftig, immer mehr Qualifikationen selbständig zu erwerben, und jede Person wird sich ihr eigenes, individualisiertes Qualifikationsprofil zusammenstellen können und müssen. Welchen wichtigen Beitrag kann der Sport hierzu liefern? Und wie schnell sollte man dieses Feld besetzen, bevor es andere tun? Dazu schlug Jutta Hannig die Bildung einer AG vor, in der die Erkenntnisse aus den Vorträgen und Arbeitsgruppen vertieft werden können. Ein weiteres Thema soll die Möglichkeit einer Zertifizierung von Kompetenzen und Lernergebnissen durch den BSB sein. In ihrem Schlusswort bedankte sich Jutta Hannig schließlich für den Einsatz des BSB-Ausschusses Frauen und Sport sowie die engagierte Mitarbeit aller Teilnehmerinnen.

Quelle: www.badischer-sportbund.de