Innsbruck (SID) Severin Freund hat nur noch eine Mini-Chance auf den Gewinn der Vierschanzentournee – doch die will der 27-Jährige in Bischofshofen nutzen.
Jäger Severin Freund mit blauen Flecken, Dominator Peter Prevc mit verstopfter Nase: Nicht gerade topfit, aber voller Kampfeslust traten die überragenden Skispringer der 64. Vierschanzentournee am 4. Januar die Reise zum finalen Showdown an. „Ich werde in Bischofshofen noch einmal angreifen“, sagte der nach seinem Sturz in Innsbruck noch immer leicht lädierte Freund.
Nicht nur Freund weiß allerdings, dass am 6. Januar ein kleines Wunder geschehen muss, um den Überflieger aus Slowenien noch einzufangen. Denn Prevc springt derzeit in einer eigenen Liga: In fünf der sechs Tournee-Durchgänge zeigte der 23-Jährige den besten Sprung des Feldes, nur im zweiten Durchgang von Oberstdorf war Freund besser und sprang prompt zum Sieg.
Für eine Sensation durch Freund muss somit wohl mehr her als die leichte Erkältung, die Prevc zuletzt zu schaffen machte. „Es braucht einen Fehler von Prevc oder äußere Umstände. Vielleicht können wir ihn ja kitzeln“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Umgerechnet elf Meter liegt Prevc vor Freund. Ein Elfmeter quasi, den der Slowene unter normalen Bedingungen verwandeln dürfte.
Das glaubt auch Schuster. „Gegen Michael Hayböck wäre es für Severin Freund vielleicht noch denkbar, aber gegen Peter wird es schwierig. Er ist einfach extrem stark, und die Schanze in Bischofshofen liegt ihm extrem gut“, sagte der Bundestrainer. Für Freund gilt letzteres eher nicht: Auf der Paul Außerleitner-Schanze hat er bislang einen achten Rang als bestes Resultat stehen.
Solche Serien interessieren Freund in diesen Tagen allerdings herzlich wenig. Schon in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck feierte der 27-Jährige nach schwachen Jahren jeweils seinen ersten Podestplatz. Gäbe es nicht Prevc, wäre seine Tournee-Bilanz nahezu lupenrein. „Wenn man Erster, Dritter und Zweiter wird, führt man normalerweise – oder ist zumindest in Schlagdistanz“, sagte Schuster: „Aber Prevc hat echt tolle Sprünge gemacht.“
Auch Freund zog daher schon vor dem Finale ein erste positive Tournee-Bilanz. „Wenn alle Pläne perfekt aufgegangen wären, würde ich jetzt führen. Aber es ist trotzdem eine sehr schöne Tournee für mich. Vor allem der Sieg in Oberstdorf wird mir lange in Erinnerung bleiben“, sagte er noch in Innsbruck. Und schob dann hinterher: „In Bischofshofen werde ich dennoch alles geben, ganz klar.“
Bis dahin muss Freund auch die Folgen seines Sturzes im Probedurchgang von Innsbruck bewältigen. „Die Schmerzen kommen wahrscheinlich erst später“, sagte er, nachdem er kurz zuvor im Wettkampf noch unbeeindruckt auf Rang zwei gesprungen war. Bundestrainer Schuster ärgerte sich vor allem über die „nicht ausreichende“ Präparierung des Hangs, die ein Grund für den Sturz gewesen sei.
Aber auch das konnte am Ende die gute Stimmung im deutschen Team nicht mehr stören. Denn nach vielen mageren Jahren ist das DSV-Team zurück in der Weltspitze. „Es in Deutschland anzugehen, war mutig und hat sich schon jetzt rentiert“, sagte Schuster, der seit 2008 im Amt ist: „Und ich glaube, die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.“