Sporttrends, Sportentwicklung und die Sportstätten der Zukunft beschäftigen auch unsere europäischen Nachbarn. Gibt es ähnliches Sport- und Freizeitverhalten, ähnliche Sport- und Sportstättenentwicklung? Was können wir von unseren Nachbarn lernen? Welche Perspektiven bieten grenzüberschreitende Sportstätten? Antworten auf diese Fragen gab das Forum „Sportentwicklung und Sportverhalten in einer europäischen Perspektive“, zu dem die Kooperationspartner Landessportbund, Kommunale Spitzenverbände und Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) in die Sportakademie nach Trier geladen hatten.
In seinem Praxisbericht zur Breitensportentwicklungsstudie in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens erläuterte Kurt Rathmes, Fachbereichsleiter Sport, Medien, Tourismus im Ministerium der Gemeinschaft, dass man vor zehn Jahren den Investitionsstau aufgebrochen und sehr viele neue Infrastrukturen erstellt habe. „Eigentlich in jeder Gemeinde werden Kunstrasenplätze gebaut“, sagte Rathmes vor knapp 50 Zuhörern. „Wir wollen für die zentralen neun Gemeinden der deutschsprachigen Gemeinschaft mit ihren 70.000 Menschen einen Plan bekommen, was wir an Sportstätteninfrastruktur haben und was wir brauchen – allerdings auf einer wissenschaftlichen Basis.“ Ausgehend von dieser wissenschaftlichen Studie werde man „mit den Gemeinden diskutieren, wie unsere Sportlandschaft in den nächsten 15 bis 20 Jahren aussehen soll“. Optimieren wolle man die Subventionspolitik für den Sport, bis 2018 solle ein Sportentwicklungsplan bzw. ein Sportstättenentwicklungsplan vorliegen.
Forum Sportentwicklung und Sportverhalten in einer europäischen Perspektive in Trier
Die ersten Ergebnisse einer Sportvereinsbefragung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens präsentierte Stefan Henn, Leiter der Koordinierungsstelle am Trierer Institut für Sportstättenentwicklung (ISE). Henn zog – unter Darstellung der regionenübergreifenden Projekte „Sportpark Ralingen“ und „Rad- und Wanderweg Vennbahnroute“ – unter anderem das Fazit, dass Sportstätten im grenzüberschreitenden Kontext mit Fördermitteln aus verschiedenen Ländern durchaus realisiert werden könnten. Aufmerksam lauschten die Zuhörer auch den Ausführungen von Prof. Dr. Eike Emrich, Vorsitzender des LSB-Kuratoriums Sportwissenschaft, über die zahlreichen Fallstricke der EU-Projektbeantragung im Bereich interregionaler europäischer Projekte. Ein wichtiges Projekt der Evaluierung von Leistungen des Sports, die dessen Legitimation bei Politik und öffentlicher Meinung erforschen sollte, wurde mit der Begründung eines „nur reinrassigen wissenschaftlichen Forschungsprojektes“ zu Fall gebracht. Es kann jetzt nur noch ohne EU-Zuschüsse, in Teilen, umgesetzt werden.
Der Luxemburger Camille Dahm, Präsident des EuroSportPool, berichtete, dass man im Großherzogtum mit seinen 563.000 Einwohnern Fünf-Jahres-Pläne zur Sportentwicklung aufstelle – aktuell liegt bereits der zehnte vor. Klaus Klaeren, Geschäftsführer der Europäischen Akademie zog den Vergleich zum rheinland-pfälzischen Nachbarn: „Hier wie da ist elementar, wie Politik diese Pläne mit Geld unterfüttert.“ Emrich sieht weiteres großes Entwicklungspotenzial bei der Organisationsfähigkeit des Sports, um das Problem klarer und unmissverständlicher zu definieren und um den Willen und die Fähigkeit zu stärken, es zu bearbeiten. Sein Resümee: „Der rheinland-pfälzische Sport wird nicht darum herumkommen, in nächster Zeit ein Verfahren herzustellen, mit dem er sich gegenüber der Landesregierung in die Lage bringt, seine Forderungen noch selbstbewusster und eindeutiger zu formulieren.“ Es sei letztlich oft „keine Frage der Mittelknappheit, sondern des finanztechnisch sauberen Umgangs mit vorhandenen Mitteln“. Der Sportökonom wörtlich: „Es ist die Frage, mit welcher Präferenz und mit welcher Klugheit die Gelder investiert werden.“
Quelle: www.lsb-rlp.de