Köln (SID) „Eddie the Eagle“ gilt als schlechtester Skispringer der Geschichte. Seit dem 31. März läuft ein Hollywood-Film über den Briten in den Kinos an – mit deutschen Springern als Double.
Die dicken Brillengläser, die hohe Stirn, der 80er-Jahre-Schnurrbart: Als „Eddie the Eagle“ erstmals seiner Hollywood-Version begegnete, musste der schlechteste Skispringer der Geschichte laut lachen. „Der sieht ja aus wie ich“, sagte der schräge Brite (52) über den verunstalteten Schauspieler Taron Egerton. Als Kompliment war das eher nicht gemeint.
Am 20. März feierte der Kinofilm „Eddie the Eagle – Alles ist möglich“ mit Egerton in der Hauptrolle Deutschland-Premiere. Die Story ist typisch Hollywood, nur eben wahr: Außenseiter Michael Edwards aus Stroud in Gloucestershire probiert sich im Skispringen, wird immer Letzter, schafft es trotzdem zu Olympia 1988 und stiehlt dort als Fan-Liebling sogar Alpin-Star Alberto Tomba die Show.
„Ich habe die Filmrechte an meinem Leben schon vor 18 Jahren verkauft. Aber ich hätte nie gedacht, dass mal jemand anruft“, sagt Eddie, dessen richtigen Namen kaum jemand kennt. Vor einem Jahr klingelte doch das Telefon, und Hollywood begann mit den Dreharbeiten in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen. Mit dabei: Stars wie Hugh Jackman oder Iris Berben, die die Wirtin im Olympiastübchen in Garmisch spielt.
Das größte Problem für Regisseur Dexter Fletcher waren allerdings die Sprungszenen. Und daher erhielt plötzlich auch Michael Schmidt den berühmten „Anruf aus Hollywood“. Der Spediteur aus dem Sauerland ist Chef der Vorspringer, die im Weltcup für die Stars wie Severin Freund oder Peter Prevc die Anlagen testen. Man brauche Double und Stuntmen, hieß es. Schmidt hielt das zunächst für einen Scherz.
„Eddie ist noch im Parallel-Stil gesprungen, meine Jungs springen längst im V-Stil“, sagte Schmidt daher. Doch der Bittsteller ließ sich nicht abwimmeln und machte gutes Geld locker. Die Dreharbeiten wurden zu einem Abenteuer, von denen die Amateurskispringer noch heute träumen. Bei der Deutschland-Premiere waren sie Ehrengäste und warteten auf ihre Namen im Abspann.
Gutes Geld erhielt auch Edwards, der seine Brötchen zuletzt als Stukkateur, als Sänger auf Finnisch oder als Sieger beim englischen Promi-Turmspringen verdiente. Denn seine sportliche Karriere war schnell vorbei: Nach den letzten Plätzen in Calgary 1988 war er in England noch von 10.000 Fans empfangen worden. Doch weder 1992, 1994 noch 1998 schaffte er es noch einmal zu Olympia. Dann gab er auf.
Nun also der Film. Edwards hält ihn für gelungen, auch wenn seiner Ansicht nach „nur fünf Prozent“ der Realität entsprechen. Aber so ist eben Hollywood. Und außerdem kann Eddie nun eine eigene Biografie nachlegen, auch eine Dokumentation ist geplant.
Und vielleicht wird „Eddie the Eagle“ sogar noch einmal springen. Seinen Traum, bei der Vierschanzentournee als Vorspringer vom Bakken zu gehen, hat er noch immer nicht aufgegeben. Immerhin: Auf die daumendicken Brillengläser ist Edwards längst nicht mehr angewiesen. Vor wenigen Jahren hat er sich endlich einer Operation unterzogen.