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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Sotschi, Russland (SID) Nach seinem siebten Streich wollte Glücksritter Nico Rosberg gar nicht mehr aus dem siebten Formel-1-Himmel auf die Erde zurückkehren. Beflügelt vom nächsten Schritt Richtung WM-Titel, sprang der „perfekte“ Wiesbadener nach dem Großen Preis von Russland voller Energie auf seinen Mercedes und feierte seinen vierten Sieg im vierten Saisonrennen mit überbordender Euphorie.

Nach der Pokalübergabe durch Russlands umstrittenen Staatspräsidenten Wladimir Putin gipfelte Rosbergs Feier in einer wilden Champagnerdusche, bei der sich sein Mercedes Teamkollege Lewis Hamilton trotz eines gelungenen Rennens mit Platz zwei vor dem Finnen Kimi Räikkönen (Ferrari) freiwillig und sichtbar frustriert in die Zuschauerrolle begab. Seine Champagner-Flasche überließ er demonstrativ seinem mit dem Konstrukteurspokal geehrten Ingenieur.

Ferrari-Star Sebastian Vettel war da nach dem Abschuss durch seinen neuen Intimfeind Daniil Kwjat (Red Bull) längst gefrustet in der Box. In Runde zwei nach dem Start war für den viermaligen Weltmeister das Rennen beendet gewesen – der Russe Daniil Kwjat im Red Bull, nach der Attacke vor zwei Wochen in Shanghai von Vettel mit dem Beinamen „Torpedo“ versehen, hatte den Heppenheimer in einer nicht nachvollziehbaren Reaktion von der Strecke in den Reifenstapel gekegelt.

Von derartigen Ärgernissen war der einsam an der Spitze fahrende Rosberg weit entfernt. „Es war einfach ein großartiges Wochenende. Das Auto war fantastisch. Ich habe es draußen genossen, musste aber immer konzentriert bleiben“, sagte Rosberg, der mit dem siebten Sieg in Folge in die Dimension von Rekordweltmeister Michael Schumacher und Italiens Ikone Alberto Ascari vorgedrungen ist. Nur Vettel liegt mit neun Siegen in Folge noch vor Rosberg.

Allerdings wusste der WM-Spitzenreiter mit der Maximalausbeute von 100 Punkten um die helfenden Umstände seines Glücks – nämlich um das Pech der Konkurrenz. „Klar habe ich von den Missgeschicken von Lewis und Sebastian profitiert“, räumte Rosberg ein, der allerdings auch auf eigene Probleme hinwies: „Der Motor ist zwischendurch etwas heiß geworden. Da musste ich etwas runterdrehen.“

Rosberg entschied das Rennen bereits vor der ersten Kurve. Ohnehin vom Pech seiner vermeintlich ärgsten Rivalen Vettel und Hamilton begünstigt, gewann der 30-Jährige den Start deutlich vor dem Finnen Valtteri Bottas und hielt sich damit von allen Zweikämpfen im Mittel- und Hinterfeld fern.

Hamilton war um gute Miene zum bösen Spiel bemüht. „Ich freue mich einfach für das Team“, sagte er und lobte sogar seinen zuletzt störrischen Mercedes, der auch am Sonntag zwischenzeitlich Probleme mit dem Wasserdruck hatte. Zu ganz großer Freude hatte er keinen Grund: Trotz seines Fingerzeigs wuchs der Rückstand des Weltmeisters auf Rosberg um weitere sieben Zähler auf 43 Punkte.

Gar 67 Zähler liegt bereits Vettel zurück. Das rabenschwarze Wochenende des Heppenheimers mit Elektronikproblemen und der Rückversetzung wegen eines Getriebewechsels auf Startplatz sieben wurde durch Kwjat beinahe in Rambo-Manier beendet. Mit seinem Ferrari in Runde eins tief in den Reifenstapeln steckend, fluchte der Heppenheimer mit schriller Stimme in den Boxenfunk: „Jemand ist mir ins Heck gefahren. Was verflucht nochmal machen wir eigentlich hier“.

Immer noch sichtlich genervt und enttäuscht erklärte er später bei Sky: „Der war Start sehr gut. Das ist extrem bitter, wenn man nach nicht mal einer Runde Feierabend hat.“ Vettel ließ es sich auch nicht nehmen, dem Red-Bull-Kommandostand einen Besuch abzustatten und Teamchef Christian Horner seine Meinung über Kwjat sehr deutlich mitzuteilen.

Der Russe gestand seinen Fehler später ein. „Bei der ersten Berührung habe ich zu spät reagiert, das tut mir sehr leid, und ich werde meine Lehren daraus ziehen“, sagte Kwjat am Sky-Mikrofon. Bei der zweiten Berührung habe er dann nicht vorhersehen können, dass Vettel so stark abbremsen würde.

Er wolle auf jeden Fall mit dem Deutschen reden, „der ist jetzt sicher sauer auf mich, aber damit komme ich klar“. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene fand den Zwischenfall „absolut inakzeptabel. Man kann einem einmal ins Auto fahren, aber gleich zweimal, nein, das ist nicht hinnehmbar.“