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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Rio de Janeiro (SID) Blaue Flecken auf den Rücken von Sportlern? Ursache ist eine alte chinesische Heilmethode. Und Michael Phelps ist nicht der einzige, der sie nutzt.

Michael Phelps sieht aus, als sei er von Polizisten mit Gummikugeln beschossen worden. Sein Rücken, die Oberschenkel: übersät von großen, runden blauen Flecken. „Ich habe einige Blutergüsse, das tut weh“, erklärte der Rekord-Olympiasieger aus den USA. Aber, keine Sorge: die Flecken sind gewollt, die Schmerzen auch. Wie mittlerweile viele andere Sportler steht Phelps auf „cupping“, wie es im Englischen genannt wird.

Und neu ist Cupping schon gleich dreimal nicht – höchstens im Trend. Erfunden haben es die Chinesen, im Deutschen wird es Schröpfen genannt. Man kann entweder heiße Sauggläser auf die gewünschte Stelle setzen, oder, wie es Phelps tut: Es werden kleine Saugglocken auf den Körper gedrückt, danach wird über einen Schlauch die Luft abgesaugt und ein Vakuum geschaffen. Die Wirkung in beiden Fällen: Die Haut wölbt sich nach oben. Was hinterher bleibt sind: blaue Flecken.

Cupping, oder Schröpfen, ist bereits seit etwa 5000 Jahren bekannt. Im Gegensatz zu einer Massage werden die Muskeln bei dieser Therapieform eben nicht gedrückt oder geknetet, sondern angezogen. Das soll den Transport von abgelagerten Stoffen im Körper verbessern und Verklebungen der Muskulatur verhindern. Phelps berichtete nun: „Ich mache das Schröpfen schon länger vor meinen Rennen.“ Zu sehen waren die Flecken schon 2008 bei Olympia in Peking: Bei chinesischen Schwimmerinnen.

Phelps löste in den sozialen Netzwerken große Besorgnis aus. Ein paar Witzbolde fragten sich, ob es sich da um Kornkreise handele, andere vermuteten Auswirkungen des Zika-Virus. Bei Google stieg die Nachfrage nach „circles on Michael Phelps“ um 2100 Prozent – die Suchanfrage überstieg sogar für kurze Zeit den Begriff „Olympic medals“. Zu den Cupping-Jüngern in den USA gehören die Schauspielerinnen Jennifer Aniston und Gwyneth Paltrow. Auch Victoria Beckham schwört darauf.

Unter US-Sportlern ist Phelps nicht der Einzige, der mit Cupping arbeitet. Turner Alex Naddour etwa hat sich zu Zwecken der Selbsthilfe für 15 Dollar ein Saugset bei Amazon bestellt. Auch die zweimalige Schwimm-Olympiasiegerin Chris Brooks, in Rio Mannschaftskapitän der Amerikaner, nutzt die „cups“ im Do-it-yourself-Verfahren. „Du sagst, okay, mir tut’s hier ein bisschen weh, und dann kommt dein Zimmerkollege und schmeißt dir ein paar Cups drauf.“

Es gibt selbstverständlich auch Zweifler – aber wie schrieb die englische Boulevardzeitung The Sun lapidar: „Wenn es dem fliegenden Fisch hilft, dann hilft uns das auch.“