Dortmund (SID) Ein Comeback von Marco Reus ist bei Borussia Dortmund noch nicht abzusehen. Der Verein gibt ihm alle Zeit der Welt.
Ende September wurde Marco Reus mal wieder sehnsüchtig erwartet. Per Post ging der Videospiel-Hit „FIFA 17“ an Millionen Zocker weltweit – der Titelheld, dynamisch, stürmisch, grimmigen Blickes in Torschuss-Pose: Marco Reus.
Die Spielwerte seines Alter ego sind beeindruckend, der Hersteller nennt sie gar „furchterregend“. 90 von 100 Punkten in der Schnelligkeit, 86 im Dribbling, 85 im Passspiel. Reus steht auf Rang 25 der bestbewerteten Spieler: 88 Punkte. Lionel Messi hat 93.
Allein: Im echten Leben kann er seine Qualitäten nicht nachweisen. Und das seit fünf Monaten. Marco Reus, Nationalspieler von Borussia Dortmund, ist dauerverletzt. Das Einzige, was ihn derzeit mit der Videospielfigur verbindet: Auch beim BVB wird er sehnsüchtig erwartet.
Allerdings wird der 27-Jährige mit Samthandschuhen angefasst. „Wir wollen ihn verletzungsfrei durch die Saison bringen“, sagt Trainer Thomas Tuchel. Es wird nicht ein Hauch von Druck ausgeübt, selbst ein möglicher Comeback-Zeitpunkt wird längst nicht mehr benannt.
Kein Wunder: Denn als Tuchel im August erklärte, es werde „noch dauern“, wurde er vom BVB zurückgepfiffen. Alles ein Missverständnis: Der Plan sehe weiter vor, dass Reus Mitte August das Training aufnehme. Seitdem: warten.
Nun ist es Ende Oktober, Marco Reus trainiert seit einigen Wochen tatsächlich wieder mit der Mannschaft. Zum Einstieg jedoch absolvierte er nur einen Teil der Einheit, ohne Risiko: Zu fragil erscheint noch die Konstitution.
Am 21. Mai hat Reus sein letztes Pflichtspiel absolviert. Er verausgabte sich im Pokalfinale gegen Bayern München über 120 Minuten, seine alte Verletzung brach bei der Niederlage in Berlin wieder auf. Diagnose: Schambein-Entzündung, später zudem ein kleiner Anriss des Adduktorenansatzes. Das Aus für die EM in Frankreich: „Er kann nur geradeaus laufen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw am 31. Mai voller Mitleid.
Zwei Wochen später trat die Borussia Medienberichten entgegen, die besagt hatten, das Jahr sei für Reus gelaufen. „Mitnichten hat der 27-Jährige Sehnen- oder Schambein-Schäden erlitten, die zu einem kompletten Ausfall in 2016 führen“, hieß es da, und: „Reha-Plan im Soll“.
Da verwunderte, dass dann drei Monate später, am 9. September, Thomas Tuchel berichtete: „Die Rehaphase ist so, dass es von den linearen Bewegungen zu den Richtungswechseln übergeht.“ Marco Reus trainiere „sehr, sehr dosiert“ und „sehr, sehr wenig mit dem Ball“.
Das klang nicht nach großem Fortschritt. „Ich kann es nicht erwarten, wieder auf dem Platz zu stehen“, schrieb Reus zwar vor einigen Wochen bei Instagram. Doch noch ist kein Comeback in einem Pflichtspiel abzusehen, auch wenn es Schrittchen für Schrittchen vorangeht. Vor November wird es voraussichtlich nichts werden, was ja auch sinnvoll ist: Eine frühere Rückkehr zu erzwingen und eine Folgeverletzung zu riskieren, wäre fatal.
Auch die Videospiele-Macher wissen das übrigens. Bei der Physis steht bei Marco Reus eine vergleichsweise schmale 63 von 100.