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April 2024

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Berlin (SID) Dieter Heckings Kappe mit der Aufschrift „King“ brachte alle zum Lachen, das Tänzchen von Klaus Allofs mit Aufsichtsratschef Javier Garcia Sanz sorgte für Staunen und die Sangeskraft der 30.000 grün-weißen Fans im Stadion verdiente höchsten Respekt: Beim VfL Wolfsburg herrschte nach dem verdienten 3:1 (3:1)-Erfolg im DFB-Pokalfinale am 30. Mai gegen Borussia Dortmund große Ausgelassenheit. Fast wirkte der reiche Werksklub wie ein Verein aus dem Volk.

„Das war ein Tag, an dem uns viele ins Herz geschlossen haben“, sagte Allofs. Und Garcia Sanz, der sich mit dem Manager nach dem Abpfiff in der Kabine zwischen mehreren Bierduschen ein Tänzchen gönnte, meinte: „Der Imagegewinn ist sehr groß. Wir haben heute viele Sympathiepunkte gemacht.“

Trainer Dieter Hecking vergaß in der Stunde des größten Kluberfolgs seit der Meisterschaft 2009 allerdings auch nicht die Schmach, die der Werksklub oft ertragen muss. „Man hat uns belächelt, weil wir Dienstagsabends mit 157 Fans zum Auswärtsspiel nach Frankfurt gefahren sind. Heute haben alle gesehen, wie gut wir feiern können. Dortmund war am Ende mausetot.“

In der Tat war am Ende das „Oh, wie ist das schön“, der grün-weißen Fans im Olympiastadion deutlicher zu hören, als die BVB-Sprechchöre. Hecking wurde lauter gefeiert als Jürgen Klopp verabschiedet. Alles passte zusammen. Durch die Tore von Luiz Gustavo (22.), Kevin de Bruyne (33.) und Bas Dost (38.) war der perfekte Saison-Abschluss nach Vize-Meisterschaft und der Qualifikation für die Champions League gelungen.

„Dieser Titel ist ganz oben anzusiedeln. Die Mannschaft hat Geschichte geschrieben, weil es der erste Pokalsieg des Klubs ist“, sagte Allofs. Auch VW-Chef Martin Winterkorn war aus dem Häuschen. „Wo waren wir vor 15 Jahren, und wo sind wir heute. Der VfL ist auch für Volkswagen eine ganz wichtige Mannschaft, deshalb ist es gut, dass wir oben mitspielen“, sagte der Konzern-Boss nach dem Spiel auf dem Bankett im Szene-Club Spindler & Klatt an der Spree.

Lob gab es auch vom Weltmeister-Trainer. Für Joachim Löw war der VfL der verdiente Sieger. Wolfsburg sei über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft gewesen. „Es freut mich für Dieter Hecking, er hat noch nie einen Titel gewonnen“, so Löw.

Einen umjubelten Empfang erlebten die Pokalhelden am Sonntag nach dem Finale in Wolfsburg. Noch sichtlich mitgenommen von der Party, ging es für Spieler und Trainer per Autokorso Richtung Rathaus. Dort erwartete sie Oberbürgermeister Klaus Mohrs zum Eintrag in das Goldene Buch der Stadt. Anschließend präsentierten sich die Profis den 40.000 wartenden Fans auf einer Bühne vor dem Rathaus.

„King“ Hecking erklärte, dass er die Schirmmütze von seinem Sohn geschenkt bekommen habe. „Wenn man fünf Kinder hat, hat immer irgendwer eine dumme Idee“, sagte der Familienvater. Bis zur Pressekonferenz trug der Coach die Kappe eisern. Dann überraschten ihn Naldo und Vieirinha mit einer Bierdusche – und die nasse und verklebte Kopfbedeckung verschwand in der Tasche. Später ging sie dann ganz verloren.

Kevin de Bruyne war nach dem Spiel den Tränen nahe, voller Freude, aber auch voller Schmerzen. Der Belgier hatte sich in der ersten Halbzeit eine lange und tiefe Risswunde zugezogen, die in der Pause mit fünf Stichen genäht werden musste. Nach seinem Tor hatte er auf die Nummer 19 und das Herz auf seinem Trikot gezeigt, die an den im Januar bei einem Autounfall verstorbenen Mitspieler Junior Malanda erinnern sollte. De Bruyne: „Junior bleibt immer in meinem Herz.“

Beim BVB war die Laune nach dem dritten verlorenen Endspiel in Folge im Keller, doch der Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang (5.) war einfach zu wenig. Der scheidende Trainer Jürgen Klopp hatte seine Jungs in den Arm genommen. „Es fällt mir schwer loszulassen“, äußerte Klopp mit reichlich Wehmut in seinem Blick. „Der Abschiedsschmerz kommt langsam, das tut extrem weh.“