Köln/Port Moresby (SID) 0:38 gegen Fidschi, 0:30 gegen Tahiti und als Tiefpunkt ein 0:46 gegen Vanuatu: Nach drei historischen Pleiten und 114 Gegentoren in nur einer Woche bat Mikronesiens Fußball-Nationaltrainer öffentlich um Nachsicht. „Viele meiner Spieler waren nie zuvor außerhalb ihres Dorfes – geschweige denn außerhalb ihrer Insel“, sagte der Australier Stan Foster über die beispiellose Torflut bei den Pazifik-Spielen in Papua-Neuguinea.
Tiefpunkt war das letzte Gruppenspiel gegen Vanuatu, die Nummer 200 der FIFA-Weltrangliste. Bereits zur Pause stand es 0:24, alleine Stürmer Jean Kaltack erzielte 16 Treffer. „Wir waren gerade in Guam, dort sind meine Jungs das erste Mal mit einem Aufzug und einer Rolltreppe gefahren. Sie waren einfach ein wenig eingeschüchtert“, sagte Foster. Sein junges Team sei verglichen mit den Spielern aus Vanuatu ein „Kindergarten“.
Das bittere 0:46 bedeutete nichts weniger als die höchste Länderspielniederlage im internationalen Fußball. Als Weltrekord kann das Resultat allerdings nicht anerkannt werden, weil an dem Qualifikationsturnier für Olympia 2016 nur U23-Teams teilnehmen. Die offizielle Bestmarke hält somit weiterhin Australien mit dem 31:0 gegen Amerikanisch-Samoa in der WM-Qualifikation im Jahr 2001. An den historischen Ausmaßen der drei Pleiten ändert das freilich nichts.
Die Voraussetzungen für Fußball sind in dem Inselreich im Westpazifik allerdings auch denkbar schlecht. „Auf Mikronesien spielen 150 Erwachsene und 500 Jugendliche Fußball, es gibt drei Schiedsrichter und fünf Trainer“, heißt es auf der Homepage des Verbandes. Der Eintrag ist von 2002, seither wartet die Seite vergeblich auf eine Aktualisierung.
Nur fünf Sportplätze entsprechen den offiziellen Vorgaben, das Nationalstadion auf der Insel Gagil-Tomil im Bundesstaat Yap fasst ganze 2000 Zuschauer. Eine inselweite Meisterschaft gibt es angesichts der enormen Distanzen nicht: Zwischen der westlichsten und der östlichsten der insgesamt 607 Inseln liegen 2700 Kilometer.
Aufgeben will Foster deswegen aber noch lange nicht. „Meine Spieler sind noch sehr jung. Der Großteil wird auch in acht Jahren noch für diese Mannschaft spielen“, sagte er, bat aber auch die FIFA um Hilfe: „Ich hoffe, dass die FIFA jetzt zu Inspektionen nach Mikronesien kommt. Wir möchten endlich einem internationalen Verband angeschlossen werden, das würde uns viele Hilfsmittel bringen.“
Immerhin: Ein paar erfreuliche Nachrichten gab es für Foster in Papua-Neuguinea dann doch noch, bei den Pazifik-Spielen in vier Jahren darf sein Team wieder an den Start gehen. „Diese Zusage war eine große Erleichterung für mich“, sagte Foster: „Ich hatte nach unseren Ergebnissen wirklich Angst, dass wir aus dem Turnier genommen werden.“