Kuala Lumpur/Berlin (SID) Endspurt um die Bürgergunst: Weniger als vier Monate vor der entscheidenden Befragung zu Hamburg 2024 ist die Zuversicht bei den deutschen Olympia-Machern ungebrochen groß – doch die umstrittene Wahl Pekings zum Gastgeber der Winterspiele 2022 hat ihre Aufgabe nicht einfacher gemacht.
„Im Moment führen die Diskussion und die mediale Berichterstattung dazu, dass man sicher noch mehr erklären muss“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann dem SID. Und der Hamburger Innen- und Sportsenator Michael Neumann ergänzte: „Es ist wichtig, nicht nur zu kritisieren, sondern sich auch einzubringen und dem IOC Alternativen aufzuzeigen.“
Am 29. November entscheiden die Hamburger Bürger, ob die Bewerbung weitergeführt – oder wie in München abgelehnt wird. Die letzten Meinungsumfragen zeigen zwar eine stabile Mehrheit für die Befürworter von etwas über 60 Prozent, eine Gewissheit ist das aber nicht. Zumal die Gegner durch die Entscheidung in Kuala Lumpur Aufwind verspüren.
„Mit der Bewerbung verschafft Hamburg dem IOC eine Legitimation, dass es sich immer wieder mit autoritären Regimen einlässt, in denen Menschenrechte mit Füßen getreten werden“, sagte Florian Kasiske vom Bündnis NOlympia Hamburg.
Und Özcan Mutlu, sportpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, erklärte: „Das IOC liefert mit dieser Entscheidung den Gegnern der Hamburger Bewerbung und der NOlympia-Bewegung neue Gründe. Jetzt liegt es an der Olympiabewerbungsgesellschaft zu zeigen, wie der Hamburger Bewerbungsprozess transparent und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger gestaltet werden kann.“
Mitentscheidend wird dabei aber wohl auch sein, wie die Umsetzung der von IOC-Präsident Thomas Bach propagierten Agenda 2020 gelingt. Weniger Gigantismus, mehr Nachhaltigkeit, geringere Kosten und zusätzliche Transparenz waren einige der Themen. Hinter der Wahl Pekings, nach der Kritiker schon ähnliche Milliardenspiele wie in Sotschi 2014 befürchteten, rückten die durchaus bereits gemachten Fortschritte aber wieder in den Hintergrund. „Je intensiver über die Agenda 2020 diskutiert wird – und das wird nach der Entscheidung der Fall sein – desto mehr vertraue ich darauf, dass 2024 der berühmte Lackmus-Test erfolgt“, sagte Hörmann.
Die Reise zur IOC-Session nach Kuala Lumpur verbuchte die deutsche Delegation um Hörmann, den DOSB-Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper und Bernhard Schwank, den stellvertretenden Geschäftsführer der Hamburger Bewerbungsgesellschaft, aber dennoch als Erfolg. Bei den zahlreichen Gesprächen in Malaysia habe es zahlreiche positive Rückmeldungen gegeben.
„Es ist deutlich zu spüren, dass großes Interesse an unserem Konzept vorhanden ist. Es gibt durchaus von einigen IOC-Mitgliedern auch erste schöne Signale, dass sie ein gutes Konzept aus Hamburg auch unterstützen würden“, sagte Hörmann: „Wir kommen aber jetzt nicht – bildlich gesprochen – mit 20 Stimmen zurück. Dafür ist es noch viel zu früh.“