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April 2024

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Peking (SID) Acht Medaillen, viele Lichtblicke und ein goldener Schlusspunkt durch Speer-Königin Katharina Molitor – jetzt kann Olympia kommen: Die deutschen Leichtathletik-Asse ziehen eine positive Bilanz der Weltmeisterschaften in Peking und blicken zuversichtlich in Richtung Rio.

Auf drei Top-Stars war Verlass, viele Youngster überzeugten, und bald will auch Diskus-Dominator Robert Harting wieder angreifen – trotz der immer stärker werdenden internationalen Konkurrenz macht Peking Mut. „Die Mannschaft hat sich hervorragend und entschlossen präsentiert. Jeder wollte den maximalen Erfolg“, sagte Sportdirektor Thomas Kurschilgen.

Das deutsche Team verlässt China mit einem neuen Geist und bester Laune – schließlich haben neben den absoluten Leistungsträgern wie den gewohnt starken Kugelstoßern David Storl (Silber) und Christina Schwanitz (Gold) sowie Stab-Überflieger Raphael Holzdeppe (Silber) auch junge, frische Gesichter ihren Durchbruch auf der ganz großen Bühne geschafft. Und endlich hatten auch die so viel und so oft gescholtenen deutschen Läufer etwas zu feiern.

„Erfolg fördert Erfolg“

Gesa Felicitas Krause holte ebenso sensationell Bronze über 3000 m Hindernis wie Cindy Roleder Hürden-Silber. Die Auftritte gehörten zu den emotionalen Höhepunkten für das deutsche Team. „Das ist sicher ein Signal für die deutsche Laufszene“, sagte Cheftrainer Idriss Gonschinska, der sich dadurch auch für die Zukunft positive Effekte erhofft: „Erfolg fördert Erfolg.“

Zwar reichte es mit den acht Medaillen (zweimal Gold, je dreimal Silber und Bronze) nur für Platz sieben im Medaillenspiegel, aber mehr als zwei Dutzend Platzierungen unter den Top-Acht sprechen für die hohe Leistungsdichte im Team.

„Der Wettbewerb wird enger, die klassischen europäischen Disziplinen gibt es nicht mehr“, sagte Gonschinska: „Wir werden unsere Schlüsse ziehen und uns für Brasilien etwas einfallen lassen.“

Auch das offenbar massive Doping-Problem habe ein besseres Abschneiden verhindert. „Wir bewegen uns im Spitzensport auf einem Weg, wo Leistungen scheinbar immer weniger manipulationsfrei erbracht werden“, sagte Kurschilgen: „Das hindert die fairen und sauberen Sportler daran, den verdienten Lohn ihrer Arbeit in Form von Finalplatzierungen und Medaillen entgegen zu nehmen.“ 2013 in Moskau hatte der DLV über sieben Medaillen gejubelt – davon vier in Gold.

Der Großteil des Teams brachte im „Vogelnest“ seine Leistung und war topfit – doch es gab auch einige Aussetzer. Die deutsche Rekordhalterin Silke Spiegelburg scheiterte in der Stabhochsprung-Quali, Sieben-Meter-Springerin Sosthene Moguenara schaffte es nicht ins Weitsprung-Finale. Und die ehemalige Weltrekordlerin Betty Heidler wurde trotz hoher Erwartungen nur Hammer-Siebte.

Und neben den erfrischenden Auftritten von Marie-Laurence Jungfleisch im Hochsprung (Sechste mit 1,99 m) oder Kristin Gierisch im Dreisprung (Achte mit 14,25 m) gehört es auch zur Wahrheit, dass in 17 von 47 Entscheidungen deutsche Athleten wegen Chancenlosigkeit nicht einmal am Start waren. Und von 30 Athleten, die in Vorkämpfen antraten, scheiterten 18 in Runde eins.

Für die ganz großen Erfolge braucht der DLV nach wie vor seine ganz großen Stars. Und 2016 in Rio will auch der entthronte Diskus-Weltmeister Harting nach seinem Kreuzbandriss wieder ganz oben mitmischen. „Ich hab Bock auf’s Challengen“, sagte der Berliner dem SID: „Ich bin ehrgeizig. Ich will werfen – und auch weit werfen.“

Auch der neue „Geist von Peking“ macht Hoffnung. „Natürlich sind wir alles Individualsportler, aber der Spirit im Team bei einer so großen Meisterschaft ist extrem wichtig“, sagte Holzdeppe dem SID: „Wenn man ins Stadion kommt und weiß, dass alle auf der Tribüne mitfiebern, treibt einen das nach vorne. So einen Geist kann man nicht erzwingen, das muss sich entwickeln. Man merkt bei uns, dass sich jeder wohlfühlt.“