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Oktober 2024

Landessportbünde

Lawinenabgänge stellen ein ernstzunehmendes Risiko für Freerider, Tourengeher und Schneeschuhwanderer dar. Durch stetige Innovationen und technisch ausgefeiltes Material beschränkt sich das Fahren abseits der gesicherten Pisten nicht nur auf Tiefschneecracks. Jeder Skifahrer kann dabei viel zur eigenen Sicherheit beitragen. DSV aktiv hat dies bereits früh zum Anlass genommen, in einer ausführlichen Serie zum Thema Lawinen auf die „Weiße Gefahr“ aufmerksam zu machen.

Sorgfältige Planung ist Grundvoraussetzung

Wer kennt nicht den Drang, bei strahlendem Wetter und glitzerndem Neuschnee Spuren in die frisch verschneiten Hänge zu ziehen. Freerider oder Tourengeher sollten dabei nie ohne gründliche Vorbereitung in die Berge aufbrechen. Das sorgfältige Studieren des Lawinenlageberichts (LLB) gehört dabei genauso dazu wie das regelmäßige Abrufen der Wettervorhersagen. In Skigebieten, die mit dem „Prädikat Geprüftes Skigebiet Deutschland“ ausgezeichnet wurden, hängt der aktuelle LLB an den Kassen aus. Außerdem ist er über den Lawinenwarndienst rund um die Uhr telefonisch (+49 (0)89/92 14 12 10) und über Videotext (BR-3-Videotexttafel 646) abrufbar. Da die Natur manchmal unberechenbar sein kann, ist es von größter Bedeutung, erst gar nicht in eine risikoreiche Situation zu geraten.

Bei leuchtender Lawinenwarnlampe sind Tiefschneefahrten tabu!

Sobald die Lawinenwarnleuchte eingeschaltet ist, sollten Tiefschnee-Liebhaber auf keinen Fall außerhalb der präparierten Pisten fahren und sich stattdessen an Sperrungen halten! Die gelbe Warnleuchte ist an den Tafeln neben den Kassen der Skigebiete angebracht und weist auf eine Lawinenstufe von mindestens 3 hin. Für einige Regionen in den Mittelgebirgen gibt es keinen spezifischen Lawinenlagebericht und auch keine Lawinenwarnleuchten. Das heißt jedoch keinesfalls, dass eine Gefahr aufgrund der geringeren Höhen nicht besteht! Auch oder gerade in diesen Gebieten ist große Vorsicht geboten!

Bereits ab Stufe 3 ist mit erhöhter Gefahr zu rechnen, hier passieren die meisten Lawinenunfälle. Vorsicht: In Österreich ist die Lawinenwarnleuchte erst ab Stufe 4 eingeschaltet!

Eigenverantwortung ist das A & O

Die Tour ist ausführlich geplant, der Lawinenlagebericht genau studiert und die Warnleuchte gibt grünes Licht – der Freeride-Tag kann beginnen. Trotz bester Vorbereitung und Ausrüstung kommt es jedoch vor allem auf eines an: das eigenverantwortliche Verhalten am Hang. Es sollte grundsätzlich niemals in Hänge gefahren werden, die nicht als sicher eingestuft werden. Auch bereits sichtbare Spuren im Schnee sind keine Garantie dafür, dass der Hang hält. Zum Freeriden oder Tourengehen sollte es immer mindestens zu zweit gehen, um im Fall eines Falles schnell Hilfe leisten zu können. Dabei dürfen Hänge immer nur einzeln, mit großem Sicherheitsabstand befahren werden. Risikobewusstsein ist gefragt: Bei Unsicherheit, gefährlichem Wetterwechsel oder Müdigkeit und Erschöpfung sollte eine Tour lieber zu früh als zu spät abgebrochen oder geändert werden.

Das Risiko fährt mit

Da das Risiko eines Lawinenabgangs niemals ganz ausgeschlossen werden kann, müssen Freerider und Tourengeher auf Notsituationen vorbereitet sein. Sollte es zum Notfall kommen und sich eine Lawine im begangenen oder befahrenen Hang lösen, gilt es, die Gefahrenzone schnellstmöglich zu verlassen. Tiefschneefahrer sollten versuchen, dem abrutschenden Schneebrett davon- oder aus dem Lawinenkegel seitlich herauszufahren.

Piepser, Sonde, Schaufel: Ein Muss für Tiefschneefahrer

Die größte Gefahr beim Fahren abseits der gesicherten Pisten ist ein Lawinenabgang. Nicht immer können Wintersportler schnell genug reagieren und einem abgehenden Schneebrett entkommen. Wird ein Freerider oder Tourengeher von einer Lawine erfasst, ist die unverzügliche und professionelle Hilfe der Kameraden gefragt. Eine Fahrt abseits der Pisten sollte daher unter keinen Umständen alleine durchgeführt werden. Drei Dinge sollten ständiger Begleiter eines jeden Tiefschneefahrers sein: Piepser, Sonde und Schaufel. Nur diese Geräte ermöglichen es, die genaue Lage des verschütteten Kameraden schnell zu ermitteln und ihn aus den Schneemassen zu befreien – die ersten 15 Minuten sind bei der Suche oft entscheidend für das Überleben!

Piepser: Lokalisation des Verschütteten

Wurde der Verschüttete von den Schneemassen komplett bedeckt, kann seine Lage nur mit Hilfe eines LVS-Gerätes („Lawinen-Verschütteten-Suchgerät“) genau lokalisiert werden. Ein sogenannter Piepser kostet zwischen 250 und 400 Euro und ist ungefähr so groß wie ein Smartphone. Er sendet und empfängt Signale, während das herkömmliche Recco-System die Sendefrequenzen nur reflektiert. Mit Hilfe des Signalaustauschs führt der Piepser anhand von Tonfolgen zu der Stelle, wo der Verschüttete unter dem Schnee begraben liegt.

Vor einer Tour sollten alle Tourengeher die Batterien ihres Piepsers überprüfen, und bevor ein Hang befahren oder begangen wird, ist eine Funktionskontrolle mittels der LVS-Geräte der Kameraden durchzuführen. Der Piepser ist körpernah zu tragen. Vorsicht vor Leichtsinnigkeit: Das Mitführen der Lawinensuchgeräte nutzt nichts, wenn man die Geräte nicht selbst bedienen kann – Praxiskurse, wie sie vom Deutschen Skiverband, dem Alpenverein, Bergführern, Skischulen oder Skivereinen angeboten werden, sind daher unerlässlich!

Sonde und Schaufel: Rettung des Verschütteten

Der Piepser hilft dabei, die Lage verschütteter Personen schnellstmöglich zu bestimmen. Doch ohne Sonde und Schaufel fällt die anschließende Rettung schwer! Die Lawinensonde mit einer Länge von etwa drei Metern dient zur Feinsuche und zur Bestimmung der Tiefe des Verschütteten. Mit Hilfe der Schaufel werden Verschüttete vorsichtig ausgegraben.

Ein Lawinenabgang komprimiert den Schnee, mitunter so fest wie Beton. Eine Kunststoff-Schaufel stößt dann schnell an ihre Grenzen. Am effektivsten sind Schaufeln aus Metall, Aluminium oder Blech. Für Sonde und geeignete Schaufel müssen Freerider und Tourengeher mit Kosten von jeweils 30 bis 50 Euro rechnen. Alle Geräte – Piepser, Sonde und Schaufel – können aber auch geliehen werden.

ABS-Rucksack: Zusätzlicher Schutz für Tiefschneecracks

Neben den unerlässlichen Lawinensuchgeräten führen Extremsportler und Tiefschneeliebhaber oft auch einen ABS-Rucksack mit sich. Der beinhaltet zwei Luftkissen, deren Gaspatronen im Notfall mit der Hand gezündet werden können. Das damit erzeugte Volumen der im ABS-Rucksack eingebauten Luftkissen soll dabei helfen, oben auf der Lawine zu treiben und nicht in die Schneemassen hineingedrückt zu werden. Diese zusätzliche Lawinenschutz-Ausrüstung soll so verhindern, dass es überhaupt zu einer Verschüttung kommt. Die Kosten für einen ABS-Rucksack belaufen sich auf etwa 400 bis 600 Euro. Dennoch gilt: Sicherheit kann man sich nicht erkaufen! Auch das Tragen eines ABS-Rucksacks stellt keinen Freibrief dar, in einen gefährlichen Tiefschneehang hineinzufahren.

DSV-Bundeslehrteam Skitour und „Stiftung Sicherheit im Skisport“ (SIS) informieren

Aufgrund der Komplexität und Wichtigkeit des Themas haben sich die „Stiftung Sicherheit im Skisport“ (SIS) und DSV aktiv vor gut zwei Jahren zu einer ausführlichen Serie zur Lawinenkunde (13 Teile) entschieden. In Zusammenarbeit mit DSV-Experten, wie dem DSV-Bundeslehrteam Skitour, dessen Leiter Robert Schilling, der DSV-Skiwacht, dem DSV-Sicherheitsexperten Andreas König und dem AM-Berg Verlag wurden aussagekräftige Grafiken und Bilder sowie informative Texte erstellt, die auf dem DSV-Presseserver bereitgestellt sind. Die Ausführungen der Lawinenserie sind auch im Netz unter www.ski-online.de/sis zu finden.

DSV-Skiversicherung

Wer auf der Piste und abseits unterwegs ist, versichert seine Ski am besten mit einer DSV-Skiversicherung gegen Diebstahl, Bruch und Beschädigung, die in der DSV aktiv-Mitgliedschaft ebenfalls enthalten ist. Näheres ist im Internet unter www.ski-online.de/skiversicherung zu finden.

Quelle: www.ski-online.de