sid

April 2024

Landessportbünde

Der Mann kennt sich aus: Ehemaliger DOSB-Leistungssportdirektor, an der Spitze der Hamburger und Münchener Olympiabewerbungen und zuletzt DOSB-Vorstand für Internationale Beziehungen: Bernhard Schwank.

 

Jetzt ist der 55-Jährige als Abteilungsleiter ins NRW-Sportministerium gewechselt. Der passionierte Sportler über sein neues Tätigkeitsfeld, die Legitimationskrise des Spitzensports und die Arbeit der Sportvereine.

Herr Schwank, Sie haben kürzlich humorvoll gesagt: Die neue LSB-Kampagne „Beim Sport gelernt“ verfolgt mich vom ersten Tag an im Sportministerium. Also: Was haben Sie beim Sport gelernt?

Bernhard Schwank: „Man lernt  ja schon als Kind neben sportlicher Technik und Taktik, sich in eine Mannschaft einzufügen, seinen Platz zu finden und seinen Beitrag zu leisten. Das sind ganz elementare Erfahrungen. Neben der Schule ist der Sport die beste Lebensschule. Zu den wichtigsten Erfahrungen im Sport gehört auch, wie man mit Niederlagen umgeht und wie man sie verarbeitet. In der Niederlage fühlt man sich klein und schwach. Aber man kann gestärkt aus ihr hervorgehen.“

Mit Niederlagen umgehen…  Das ist nach den gescheiterten deutschen Olympiabewerbungen auch für Sie ein Thema.

Bernhard Schwank: „Ja, das habe ich zweimal schmerzhaft erfahren müssen. Es hat mich gelehrt, dass man nicht alles steuern kann. Die Menschen haben darüber abgestimmt und sie haben es anders gesehen als der Sport. Das lehrt, den eigenen Standpunkt zu überdenken, Argumente zuzulassen. Es lehrt zu akzeptieren. Natürlich waren diese Projekte für mich hoch emotional, weil man sich vollständig einbringt. Auch diese emotionalen Höhen und Tiefen muss man erst einmal verarbeiten.“

Gescheiterte Olympiabewerbungen, Doping, Korruption, die Sperre der russischen Leichtathleten. Der Spitzensport hat offensichtlich ein Legitimationsproblem. Wie sehen Sie die Problematik aus Ihrer langjährigen Erfahrung im nationalen und internationalen Leistungssport?

Bernhard Schwank: „Wenn die Spiele in  Rio begonnen haben, werden Sie sehen, dass Millionen in Deutschland und Milliarden in aller Welt die Spiele verfolgen werden. Die haben im Kern von ihrer Faszination nichts eingebüßt. Das Problem ist, dass Ideen, so auch die Olympische Idee, missbraucht werden. Es kommt darauf an, was die Menschen daraus  machen. Und in den vergangenen  Jahren  haben sie häufig die Olympische Idee und die Regeln des Sports völlig missinterpretiert und mit Füßen getreten. Irgendwann kommt die Idee dann selbst in Verruf. Vertrauen muss zurückgewonnen werden. Dafür müssen auch schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden. Für die internationalen Verbände, die in den letzten Jahren völlige Misswirtschaft betrieben haben, um es gelinde auszudrücken, gilt: Es muss eine radikale Umkehr geben.“

Und wer soll das konkret machen? Glauben Sie, der Sport ist aus sich heraus reformierbar?

Bernhard Schwank: „Wir haben eben von Menschen gesprochen. Und ich sehe viele Menschen im internationalen Sport, die ernsthaft an einem Wandel interessiert sind. Nicht gut wäre es, wenn staatliche Institutionen allein das Sagen hätten. Das würde die Eigenständigkeit des Sports in Frage stellen. Der Staat muss unterstützen und den gesetzlichen Rahmen geben, aber am Ende müssen die betroffenen Verbände aus sich heraus die Kraft finden, sich zu erneuern.“

Wie kann man Vertrauen zurückgewinnen – auch mit Blick auf NRW?

Bernhard Schwank: „Der Sport an der Basis hat nichts an Vertrauen eingebüßt. Hier liegt der Schlüssel für die Legitimation des Sports und seine große gesellschaftspolitische Kraft. Die Vereine sind in NRW kerngesund und gut aufgestellt. Sie sind der Garant für eine gute Zukunft. Das kann noch viel offensiver kommuniziert werden. Auch die Arbeit des Landessportbundes NRW mit seinen Good Governance-Regeln gefällt mir sehr gut. Allen ist klar, dass die negativen Entwicklungen im internationalen Sport niemals bei uns ankommen dürfen. Die Stärke des deutschen Sports steckt in den Vereinen, was dort täglich geleistet wird – in der Betreuung, der Bildungs- und Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen – das muss stark bleiben.“

Was hat Sie gereizt, nach NRW zu gehen, um in verantwortlicher Position die Geschicke des NRW-Sports voranzutreiben?

Bernhard Schwank: „NRW ist das Sportland Nummer 1 und das soll so  bleiben. Dafür setze ich mich ein. Das bedeutet, wir müssen den Sport innovativ weiter entwickeln. Die Politik hat ein ernsthaftes Interesse an der Sportentwicklung. Es gibt eine einzigartige sportwissenschaftliche Landschaft, eine sehr dynamische Vereinslandschaft. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landessportbund NRW, der Landesregierung und der Sportstiftung  gelingt. Und es funktioniert auf allen Ebenen, nicht nur im Leistungssport.“

Quelle: www.lsb-nrw.de