Köln (SID) Hinter den Paralympics-Athleten liegen zwei bewegte Wochen. In einer SID-Umfrage erzählten 18 von ihnen ihr ganz persönliches Highlight der Spiele.
Sebastian Dietz (Gold im Kugelstoßen): „Der 16. September war der unglaublichste Tag in meinem Leben. Da sind praktisch alle meine Träume auf einmal in Erfüllung gegangen. Erst habe ich Gold gewonnen, dann habe ich die Frau, die ich über alles liebe, gefragt, ob sie mich heiraten will. Und sie hat ja gesagt. Das war sozusagen Doppel-Gold, auch wenn ich keinen Ring dabei hatte, weil es zu spontan war. Aber mehr kann man sich von einem einzigen Tag nicht wünschen.“
Markus Rehm (Gold im Weitsprung und mit der 4×100-m-Staffel): „Wenn ich mal von meinem eigenen Sieg absehe, dann war der mit Abstand emotionalste Moment, als ich Franziska Liebhardt mit der Goldmedaille um den Hals im TV-Studio sitzen sah. Ich habe Franzis gesamten Weg mitverfolgt und war so stolz auf sie, dass mir die Tränen gekommen sind. Ich musste wegschauen, sonst hätte ich richtig angefangen zu heulen. Sie hat es so verdient, ihre Geschichte ist einfach krass und sehr bewegend.“
Hans-Peter Durst (Gold im Zeitfahren und im Straßenrennen): „Als bei der Siegerehrung im Zeitfahren plötzlich meine Tochter hinter mir stand. Sie ist durch alle Sperrgitter und alle Sicherheitsvorkehrungen zu mir gekommen. Das war mit Abstand der emotionalste Moment, da können selbst zwei Goldmedaillen nicht mithalten. Das war Gänsehaut pur.“
Heinrich Popow (Gold im Weitsprung): „Nach meinem ersten Sprung habe ich zu meinem Trainer Kalle Düe auf der Tribüne geschaut. Und ich habe gesehen, dass er unter seiner Brille eine Träne verdrückt hat, weil gleich der erste Sprung so gut geklappt hat. Das hat mir gleichzeitig Sicherheit gegeben und mich motiviert. Ich war wie auf Wolke 7. Und da bin ich geblieben bis zum Ende.“
Daniel Scheil (Gold im Kugelstoßen): „Die Siegerehrung war der emotionalste Moment in meinem Leben. Extra für mich wurde die Hymne gespielt. Und ich habe in diesem Moment an meine Freundin gedacht, die mich die ganze Zeit über total unterstützt hat. Und an meine Mutter, die im März verstorben ist. Ich war zu diesem Zeitpunkt im Trainingslager in Dubai und hätte sie gerne nochmal gesehen. Aber ich weiß, dass sie immer dabei ist. Und dass sie auch bei meinem Wettkampf dabei war und mir zugeschaut hat.“
Birgit Kober (Gold im Kugelstoßen): „Als meine Freunde auf der Tribüne die Welle anstimmten und alle aufstanden, hatte ich Gänsehaut. Aber noch emotionaler war wohl der Tag, als Kinder, die ich bei einem Favela-Besuch kennengelernt habe, mit ‚Danke Birgit‘-Plakaten auf der Tribüne standen. Da war ich einfach nur glücklich.“
Martin Schulz (Gold im Triathlon): „Mein Zieleinlauf. Ich wollte cool bleiben – aber ich habe es nicht geschafft. Es war einfach krass emotional. Es kam so viel zusammen. Ich habe an meinen kranken Freund Markus Häusling gedacht, der nicht hier sein konnte. An all die Menschen, die in letzter Zeit so viel zurückstecken mussten. Und all der Druck ist von mir abgefallen. Denn nach drei WM-Titeln haben eigentlich alle Gold von mir erwartet.“
Felix Streng (Gold mit der 4×100-m-Staffel, Bronze über 100 m und im Weitsprung): „Kurz vor den Spielen habe ich einen richtigen guten Kumpel zum Essen getroffen. Er hat mir erzählt, dass sein Papa ihm immer gesagt hat: ‚Manchmal muss man einfach funktionieren.‘ Am Tag des Staffel-Laufes habe ich mich eigentlich gar nicht gut gefühlt. Aber dann habe ich an den Spruch des Vaters gedacht. Ich habe gelernt, dass es Momente im Leben gibt, in denen Dich keiner fragt, wie es Dir geht, sondern in denen Du einfach funktionieren musst. Im Sport, wie im Leben.“
Niko Kappel (Gold im Kugelstoßen): „Der Moment, als ich das erste Mal ins Stadion gekommen bin, war der emotionalste. Es gab einen Lauf, in dem zwei Brasilianer auf die ersten beiden Plätze liefen, da haben die Zuschauer getobt, als wären es 100.000. Da kriegt man schon Gänsehaut.“
David Behre (Gold mit der 4×100-m-Staffel, Silber über 400 m, Bronze über 100, vier Europarekorde): „Der persönlichste Moment war, dass ich meinen Trainer Karl-Heinz Düe nach acht Jahren Zusammenarbeit in Rente geschickt habe. Es ist schön, dass die 400 m am Schluss waren und es mit so einer bombastischen Zeit passiert ist. Wir hatten uns eine tiefe 47 vorgenommen, es war eine tiefe 46. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken. Ich habe ihm zu verdanken, dass ich nach meinem Unfall solch eine Karriere hingelegt habe. Deshalb widme ich meine Medaillen ihm.“
Johannes Floors (Gold mit der 4×100-m-Staffel): „Ich habe mich während des Jubels über unser Staffel-Gold verletzt. Und von einer auf die andere Sekunde haben sich die Jungs nur noch um mich gekümmert. Sie waren da, haben mich gestützt, getröstet, haben sich um mich gekümmert. Das war ein unglaublicher Zusammenhalt. Echter, gelebter Teamgeist. Ein unglaubliches Gefühl.“
Vanessa Low (Gold im Weitsprung, Silber über 100 m): „Das große Ganze war schon beeindruckend. Aber da ich über die zwei Wochen meist krank oder verletzt war, habe ich vom Land leider ziemlich wenig gesehen. Aber meine Goldmedaille war schon ein wunderschöner Moment.“
Steffen Warias (Gold im Straßenrennen): „Als ich 100 Meter nach der Ziellinie realisiert habe, ich habe es geschafft, und mir alle Betreuer in die Arme gefallen sind.“
Marianne Buggenhagen (Silber im Diskuswurf): „Emotional der wichtigste Moment war der, als ich oben stand, auf dem zweiten Platz auf dem Podium und wusste, dass das die letzte Medaille ist. Ich habe das geschafft, was ich mir vorgenommen habe: Mit einer guten Leistung aufhören. Dafür habe ich ein ganzes Jahr lang hart gekämpft. Da ist dann alles hochgekommen. Man steht zwar oben als Einzelperson, aber man hat einen Rattenschwanz an Helfern. In dem Moment habe ich auch an sie gedacht, dass sie sich mitfreuen und einen großen Anteil haben.“
Irmgard Bensusan (Silber über 100, 200 und 400 m): „Meine beiden Brüder und meine Schwester waren aus Südafrika hier. Wegen mir, bei mir, in Rio. Als ich sie kurz vor meinem ersten Rennen auf der Tribüne erblickt habe, war ich unglaublich gerührt.“
Denise Schindler (Silber im Zeitfahren, Bronze im Straßenrennen): „Mein emotionalster Moment war definitiv das Zeitfahren. Ich bin das Rennen meines Lebens gefahren. Ich habe überhaupt nicht mit einer Medaille gerechnet, aber ich hatte das Gefühl, dass mich von hinten jemand anschiebt. Als ich im Ziel war, wusste ich nicht genau, welchen Platz ich hatte. Als ich hörte, dass es Silber war, bin ich zusammengebrochen. Durch das Rennen habe mich sehr viele liebe Menschen getragen.“
Valentin Baus (Silber im Tischtennis): „Am geilsten war der Moment, als ich zum ersten Mal in die Halle kam. Da sind alle Träume auf einmal in Erfüllung gegangen. Da hab ich eine Riesen-Gänsehaut bekommen. Aber nervös war ich nicht. Ich wollte es einfach nur genießen und aufsaugen. Und ich kann sagen: Es macht süchtig.“
Mathias Mester (Fünfter im Speerwurf): „Bei meinem Wettkampf waren 30.000 Menschen im Stadion. Vor dem letzten Wurf habe ich einmal geklatscht und plötzlich haben alle applaudiert und mich angestachelt. Und alle meine Jungs standen dabei und haben mitgeklatscht. Und sie haben eine Fahne mit ‚Matze‘ hochgehalten. Ein ganz emotionaler Moment.“