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April 2024

Landessportbünde

Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, Depression, Rauchen und soziale Isolation: Allesamt Faktoren, die ursächlich für eine Demenz sein können. Aber welche Rolle spielt in diesem Reigen die körperliche Inaktivität? Anders gefragt: Haben Bewegungsmuffel ein höheres Risiko an Demenz zu erkranken?

Dr. Christoph Rott, vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg ließ im Haus des Sportes in Koblenz aufhorchen, als er Studien präsentierte, die den komplexen Zusammenhang von Bewegung und Demenz in ein neues Licht rücken – auch für Sportvereine, die sich dieser Thematik noch nicht gestellt haben.

Eingeladen hatte der Sportbund Rheinland zu einem Forum im Rahmen der Koblenzer Demenzwochen. „Wie Demenz durch Bewegung ihren Schrecken verliert“, so der Titel des Vortrages von Rott. Erschreckend zumindest ist der Anteil der an Demenz erkrankten Menschen, die zuvor sportlich inaktiv waren. In der Tat ist einer Studie zufolge die sportliche Inaktivität die Hauptursache bei rund 22 Prozent aller an Alzheimer erkrankten Menschen. Ein Wert, den Rott als viel zu niedrig ansieht – vor allem vor dem Hintergrund dass sportlich Inaktive anfällig für die übrigen Demenz-Risiken wie Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas und Depressionen sind. Nach Rott könnten bei einer Halbierung der körperlichen Inaktivität rund 95.000 Alzheimer-Fälle jährlich verhindert werden. In diesem Zusammenhang komme vor allem der Prävention eine überragende Bedeutung zu.

In Bezug auf die Rehabilitation präsentierte der Gerontologe Bausteine eines Trainingsprogramms für dementiell erkrankte Menschen. Wichtig hierbei: Das motorische Training sollte wenn immer möglich mit kognitiven Aufgaben verbunden werden (Dual Task Training). Besondere Aufmerksamkeit verlange auch der psycho-soziale Aspekt. Ein Training in Kleingruppen, im vertrauten Rahmen und mit stabilen Bezugspersonen sei unabdingbar.

Trotz aller demenzieller Schreckensszenarien verbreitete Rott auch Zuversicht und machte Mut im Umgang mit Demenz. „Alzheimer befindet sich Rückwärtsgang. Die Zahl der Demenzerkrankten wird nicht eins zu eins mit der Zunahme der älteren Bevölkerung ansteigen“, sagte Rott und führte dies auf die Präventionsarbeit – besonders in den Sportvereinen – zurück. Das Bewusstsein, Bewegungsangebote für Menschen mit Demenz zu schaffen, sei hingegen in den Vereinen eher gering ausgeprägt.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die rund 60 Teilnehmer die Gelegenheit, in drei Workshops ihr Praxiswissen zu erweitern. Die Themen: „Leichte Gymnastik mit Sitztänzen für demenziell erkrankte Senioren“, „Sturzprävention – fit und mobil bleiben“, „Musik und Demenz – Wie Musik das Gehirn aktiv hält“.

Stichwort Demenz

Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Arten der Demenz:

  • Alzheimer Demenz: Proteinablagerungen im Gehirngewebe, circa 65 Prozent der Fälle
  • Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn oder mehrere kleine Hirnschläge, circa 15 Prozent
  • Mischformen 15 Prozent
  • andere Formen 5 Prozent

Quelle: www.sportbund-rheinland.de