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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Lausanne/Berlin (SID) Tokio will als Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2020 mit modernen Technologien und großer Nachhaltigkeit Maßstäbe in der Geschichte der Olympischen Spiele setzen.

Modern sollen sie werden, strotzend vor technischen Innovationen und randvoll mit nachhaltiger Nutzung: Tokio präsentiert sich mit der Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2020 als Stadt der Zukunft und will in der Geschichte der Olympischen Spiele Maßstäbe setzen.

Rund 16 Monate vor dem Start der Spiele machte Präsident Toshiro Muto vom Organisationskomitee in einem Bericht die Bedeutung der Strategie klar. Sämtliche Mitglieder von Tokio 2020 müssten sicherstellen, „dass Nachhaltigkeit in all unsere Aktivitäten einbezogen wird, wenn wir auf 2020 und darüber hinaus blicken“, so der OK-Chef.

Nachhaltigkeit – dieses große Wort hatte sich auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) für sein Reformwerk Agenda 2020 auf die Fahnen geschrieben. Die vielen ungenutzten Sportstätten vergangener Spiele (Weiße Elefanten) haben der olympischen Bewegung enorm geschadet und gelten mittlerweile als abschreckende Mahnmale des Gigantismus.

Auch deshalb lobte das IOC Tokios Bemühungen um Pläne für langfristige Nutzungen bei jeder sich bietenden Gelegenheit. „Wir freuen uns, dass Nachhaltigkeit bei der Durchführung der Olympischen Spiele in Tokio 2020 einen so zentralen Stellenwert einnimmt und dass bereits große Fortschritte gemacht wurden“, sagte Michelle Lemaitre, Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit im IOC.

Das Vorzeigeprojekt dabei ist ohne Zweifel die Herstellung der olympischen Medaillen aus Elektroschrott. Bis Oktober 2018 wurden rund 47.000 Tonnen ausrangierter Elektrogeräte und fünf Millionen gebrauchte Handys gesammelt, sodass 93 Prozent der angestrebten Goldmenge, 85 Prozent des Silbers und 100 Prozent des Bronzebedarfs für die Produktion der Medaillen gedeckt werden konnten. Ende März läuft die Sammelaktion aus.

Das Projekt hatte international für Aufsehen gesorgt. Landesweit wurden 18.000 Sammelboxen aufgestellt, rund 90 Prozent der japanischen Behörden haben sich daran beteiligt. Insgesamt soll das Organisationskomitee schon Edelmetalle im Wert von drei Millionen Euro aus Schrott gewonnen haben.

Doch damit der landesweiten Aktionen nicht genug. Über 60 Gemeinden in Japan haben sich auch der Initiative Baton angeschlossen, im Rahmen derer das Olympische Dorf aus nachhaltig gewonnenem Holz hergestellt wird. Das Holz wurde von Behörden gespendet und soll nach den Spielen den Gemeinden für eine Weiternutzung wieder zur Verfügung gestellt werden.

Bezüglich technischer Neuerungen dürfen zu Olympischen Spielen in Japan natürlich auch die Roboter nicht fehlen. Eigens gefertigte Modelle aus dem Hause Toyota sollen den Zuschauern durch kleine Hilfsdienste beim Anreichen von Getränken oder Besteck unter die Arme greifen. Zudem sollen computergesteuerte Tragestellen helfen, schwere Lasten wie Koffer oder Kisten zu transportieren.

Doch trotz Zukunftsorientierung und Innovationsgeist kann sich auch Tokio nicht ganz von fast schon traditionellen Problemen freimachen, die Olympische Spiele in der Vergangenheit immer wieder einholten. Auch die zweiten Spiele in Tokio nach 1964 werden bereits von einer Korruptionsaffäre belastet. Japans Top-Funktionär Tsunekazu Takeda, der großen Anteil daran hatte, dass Tokio den Zuschlag für 2020 bekam, ist seit Dienstag nicht mehr IOC-Mitglied.

Takeda zog von sich aus die Konsequenzen. „Das Exekutive-Board des IOC hat großen Respekt vor dieser Entscheidung geäußert und erklärt, dass die Unschuldsvermutung gelte“, teilte ein IOC-Sprecher mit. Takeda, gegen den Korruptionsermittlungen laufen, wird im Sommer auch als Präsident des japanischen Olympia-Komitees KOC zurücktreten und hat damit schon jetzt einen Schatten auf die Spiele in seinem Land gelegt. Trotz aller Modernität und Nachhaltigkeit.