sid

Dezember 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Sakhir/Köln (SID) Mick Schumacher hat seine ersten Kilometer in einem Formel-1-Boliden von Ferrari absolviert und ist damit in die Fußstapfen seines Vaters Michael getreten.

Die mit Spannung erwartete Reise in die Vergangenheit begann um 9.10 Uhr, als die Mechaniker den Sichtschutz vor der Ferrari-Box zur Seite zogen. Beinahe im Zeitlupentempo steuerte Mick Schumacher den SF90 auf die Strecke und gab den zahlreichen Fotografen damit die Möglichkeit, diesen denkwürdigen Moment zu verewigen. Vater Michael hatte vor zwölf Jahren und vier Monaten sein letztes Rennen für die Scuderia absolviert – nun schloss sich ein Kreis.

Die ersten Testkilometer des Schumacher-Sprosses in einem Formel-1-Boliden in Bahrain beeindruckten auch die Ferrari-Konkurrenten. „Das ist ziemlich cool“, schrieb das Weltmeisterteam Mercedes bei Twitter: „Es ist etwas Besonderes, den Namen Schumacher wieder auf einem Formel-1-Auto zu sehen.“ Reifenhersteller Pirelli jubelte: „Es ist, als würden wir die Zeit zurückdrehen.“

Als Nachwuchsfahrer der Ferrari Driver Academy bekam Mick Schumacher drei Tage nach seinem Formel-2-Debüt die Chance, erste Erfahrungen in der Königsklasse des Motorsports zu sammeln – und hatte gleich eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen. Nach dem enttäuschenden Rennwochenende für Sebastian Vettel und Charles Leclerc sollen die Daten der Testfahrten zur Trendwende beitragen. Bis zu einem Regenguss am Vormittag spulte Schumacher sein Programm konzentriert ab, auch wenn seine Zeiten zunächst nicht an die der F1-Stammpiloten heranreichten.

Bis zu einem Regenguss am Vormittag spulte Schumacher sein Programm konzentriert ab, auch wenn seine Zeiten zunächst nicht an die der F1-Stammpiloten heranreichten. Nach der Pause sah das ganz anders aus. Schumacher setzte in 1:30,238 Minuten die Bestzeit und verbesserte diese noch auf 1:29,976. Kurz vor Schluss zog aber der Niederländer Max Verstappen vorbei (1:29,379) und lag mehr als eine halbe Sekunde vor dem am Ende zweitplatzierten Schumacher.

Ross Brawn, langjähriges „Superhirn“ bei Ferrari und kongenialer Begleiter des Rekordweltmeisters Schumacher, hatte bereits vor überzogenen Erwartungen gewarnt. „Ich habe Mick oft gesehen, und er erinnert mich stark an Michael“, sagte er. Ihn in der Formel 1 zu sehen „wäre wundervoll, aber es lastet so viel Druck auf dem Jungen.“ Brawn hofft, dass Schumacher auf seinem Weg nicht mit „unrealistischen Erwartungen“ belastet werde.

Der 20-Jährige kennt sich jedoch längst mit den Hype aus, den sein Name mit sich bringt – vor allem in Verbindung mit der Marke Ferrari. Er ist Teil seiner Entwicklung, ob als junger Kartfahrer unter anderem in der ADAC Formel 4 oder in der Formel-3-Europameisterschaft, die Schumacher im vergangenen Jahr gewann. Sein Debüt in der Formel-2-Serie für das italienische Prema-Team in Bahrain verlief mit den Plätzen acht und sechs solide, mehr Aufmerksamkeit zog am Wochenende jedoch kein anderer Pilot der Nachwuchsklasse auf sich.

„Ich hatte die Zeit und die Chance, da hineinzuwachsen“, sagte Schumacher: „Viele Leute haben mir auf diesem Weg geholfen.“ Allen voran Mutter Corinna, die die Testfahrten vor Ort beobachtete. Und natürlich Vater Michael, der seit seinem Skiunfall im Jahr 2013 nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist. „Er hat in der Formel 1 mehr erreicht als jeder andere. Es ist etwas, zu dem ich aufschaue. Ich bin glücklich, dass er mein Vater ist.“

Am 3. April steht der zweite Teil des Formel-1-Crashkurses auf dem Programm, dann steigt Schumacher in den von einem Ferrari-Motor angetriebenen Alfa Romeo. In Erinnerung bleiben wird jedoch besonders die erste Ausfahrt mit dem roten Renner – als eine denkwürdige Reise in die Vergangenheit der Formel 1.