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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Lodz/Köln (SID) Die deutschen Volleyballerinnen stehen im EM-Viertelfinale gegen Gastgeber Polen vor einer Mammutaufgabe. Doch die kleine Chance wollen sie am Mittwoch mit Entschlossenheit nutzen.

Der Bundespräsident kann dieses Mal nicht helfen. Vor der Mammutaufgabe im EM-Viertelfinale gegen Gastgeber Polen müssen die deutschen Volleyballerinnen ohne die aufmunternden Worte von Frank-Walter Steinmeier auskommen. Das Staatsoberhaupt hatte sich vor dem Achtelfinale gegen Slowenien (3:0) anlässlich der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs in Lodz aufgehalten. Am Abend stand er plötzlich vor der Mannschaft. Ein paar nette Worte, ein gemeinsames Foto, dann der „ernste“ Appell von Steinmeier: „Jetzt ab ins Bett und kein Fernsehen mehr.“

Auch ohne diesen „Befehl“ von ganz oben weiß die Mannschaft trotz ihres jungen Altersschnitts von 23,7 Jahren schon ganz genau, wie man sich professionell und erfolgreich vorbereitet. Schließlich sind die Schützlinge von Bundestrainer Felix Koslowski nach sechs Turnierspielen noch unbesiegt. Und das soll am Mittwochabend in Lodz (20.30 Uhr/Sport1) auch so bleiben.

„Wir werden im Viertelfinale nicht antreten und zufrieden sein“, sagte Erfolgscoach Koslowski vor dem Duell mit den körperlichen starken Polinnen. Einen Sieg würde er „nicht für unmöglich halten“. Im Hinterkopf liebäugelt der Erfolgscoach schon mit einem Umzug nach Ankara. In der türkischen Hauptstadt finden die Spiele um die Medaillen statt. Da will er hin. Doch Koslowski weiß: „Der Schritt nach Ankara ist schon ein riesiger.“

Auf ihn und seine Spielerinnen wartet ein Hexenkessel. 12.000 frenetische Zuschauer werden die polnische Mannschaft um die überragende Diagonalangreiferin Malwina Smarzek-Godek nach vorne peitschen, jeden Fehler der Deutschen bejubeln. Ein gutes Nervenkostüm ist also gefragt. So hieß es nach dem Einzug ins Viertelfinale: runterkommen und entspannen im hoteleigenen Wellnessbereich.

Dann galt es am Dienstag vor dem Spiel, sich wieder zu fokussieren. 13.00 Uhr Training, nachmittags frei, 18.45 Uhr Videoanalyse – so lautete das Programm. Und sich dann zu besinnen auf das, was die Mannschaft kann. Nicht auf die beiden verlorenen Testspiele Mitte August gegen die Polinnen, die in der Weltrangliste elf Plätze hinter den Deutschen (15.) geführt werden. Sich vielmehr besinnen auf das dritte EM-Gruppenspiel. Jener 3:2-Triumph gegen Rekordeuropameister Russland hat enormes Selbstvertrauen gebracht. „Es ist nichts unmöglich, ich hätte vorher auch nicht geglaubt, dass wir gegen Russland gewinnen“, sagte Außenangreiferin Jana Franziska Poll dem SID.

Der Druck am Mittwoch liegt bei Gastgeber Polen. „Es ist vielleicht ein Vorteil, dass wir nicht der Favorit sind. Wir können hier befreit aufspielen“, sagte Poll, „wir müssen aber 120 Prozent geben und sie taktisch auseinandernehmen.“

Selbst wenn die schöne EM-Reise dann vorzeitig enden sollte, könnte Koslowski ein positives Fazit ziehen. „Das Viertelfinale war unser großes Ziel“, hatte Koslowski als Marschroute ausgegeben, „alles was jetzt kommt, ist die Kirsche auf der Torte.“