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Mai 2023

Sport-Informations-Dienst (SID)

update am Wochenende

München (SID) Schonen und testen oder einspielen? Hansi Flick steht bei der Nominierung für den Länderspiel-Dreierpack mit dem Friedensspiel gegen die Ukraine vor einem kniffligen Spagat.

Thomas Müller darf nach der Münchner Chaos-Saison seinen Urlaub genießen, auf andere Routiniers will Hansi Flick aber nicht länger verzichten. Wenn der Bundestrainer am Freitagvormittag seinen Kader für den Dreierpack im Juni mit dem Friedenszeichen gegen die Ukraine im 1000. Länderspiel bekannt gibt, kehren Abwehrchef Antonio Rüdiger und Ilkay Gündogan zurück. Dennoch muss man sich Flick rund ein Jahr vor der Heim-EM als zerrissenen Menschen vorstellen.

Wie viel Testen kann er sich in den Duellen mit der Ukraine am 12. Juni in Bremen, Polen (16. in Warschau) und Kolumbien (20. in Gelsenkirchen) erlauben? Wie viel Schonen ist für die ausgelaugten Stars etwa aus Dortmund nötig? Und muss er nach der Experimentierphase im März mit gleich sechs Neulingen nicht endlich seine EURO-Achse einspielen?

„Wir wollen deutlich vor dem EM-Turnier sagen können: Das ist unser Stamm“, hatte Flick vor zweieinhalb Monaten betont. Dies gelte aber erst „ab Sommer“, meinte er – also nach den Juni-Partien.

Vorher wolle er „mutig sein und vielleicht sogar mal einen Spieler holen, der nicht mal in seinem Verein klarer Stammspieler ist“. Wie den Stuttgarter Josha Vagnoman. Doch die desaströse erste Halbzeit gegen Belgien (2:3) brachte ihn ins Grübeln – und die Routiniers zurück ins Spiel.

Das Comeback von Rüdiger und Gündogan, die im März wie Müller, Leroy Sane und Niklas Süle eine Pause bekommen hatten, gilt als sicher. „Die Nationalmannschaft ist und bleibt etwas Besonderes. Ich möchte im Juni auf jeden Fall wieder dabei sein“, sagte Gündogan dem SID nach seiner „wichtigen“ und „sehr schönen“ Babypause. Das Ukraine-Spiel wird der Kapitän von Manchester City wegen des Champions-League-Finals am 10. Juni gegen Inter Mailand aber verpassen.

Auch mit dem Leipziger Lukas Klostermann soll Flick wieder planen. Außerdem dürfte er Julian Brandt aus Dortmund reaktivieren, der im März verletzt war. „Ihn hätten wir gerne gesehen“, sagte Flick da bedauernd.

Komplett zurückdrehen will er sein Jugend-Projekt aber nicht. Er hat eigentlich vor, „zunächst einige Profis aus der U21 zu uns zu nehmen, ehe sie dann zur EM-Vorbereitung abgestellt werden“. Allerdings sind die Kandidaten Armel Bella Kotchap (FC Southampton) und Felix Nmecha (VfL Wolfsburg) verletzt.

In Frage kämen Malick Thiaw von der AC Mailand und Kevin Schade aus Brentford, die Flick schon gegen Peru (2:0) und Belgien geholt hatte, sowie BVB-Youngster Youssoufa Moukoko.

Ein weiterer Neuling vom Jahresauftakt muss wohl passen: Der Augsburger Mergim Berisha laboriert an einer Knöchelblessur. Das macht Flicks kniffliges Personalpuzzle noch komplexer.